ThanatoSchizO – Zoom Code


Stil (Spielzeit): Avantgarde-Metal (sagt die Plattenfirma)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music (15.04.08)
Bewertung: 4 / 10
Link: http://www.thanatoschizo.com/

Der Bandname passt ganz wundervoll zu dieser Kapelle aus Portugal. Ist er doch gewollt intelligent und dabei sinnarm wie die Musik selbst. Die Plattenfirma bezeichnet Album #4, „Zoom Code”, zwar als „the perfect match between Progressive Death Metal and World Music: avant-garde in all its potential”, aber Papier ist ja so verdammt geduldig und wehrlos…


Für diese schamlosen Übertreibungen kann die Band nichts. Wofür sie was kann: dass hier auf sehr beliebig anmutende Weise Versatzstücke aus Death, Prog und Goth-Pop (gelegentlich mit jazzigen Sounds angereichert) übereinandergeschichtet werden; dass hier, nicht weniger beliebig, völlig überflüssige technische Samples und folkloristische Geräusche eingestreut sind, und dass das Konglomerat insgesamt schlicht überfüllt klingt. Daran ist sicher auch die seltsam unkonturierte und kraftlose Produktion schuld, aber darauf lässt sich das Problem nicht beschränken. Die Herren samt Dame kriegen trotz der Samples und folkloristischen Synthiespielereien keine echten Atmosphären und obendrein keine guten oder auch nur interessanten Songs hin.

Gerade bei Attributen wie „Progressive“ und „Avantgarde“ schleicht sich vielleicht schnell der Verdacht ein, dass der Rezensent bloß überfordert war und die Reichweite des Werkes nicht gepeilt hat; unmöglich wäre das ja nicht. Aber merkwürdigerweise schaffen TSO es, trotz der Unübersichtlichkeit und Zufälligkeit, keineswegs anstrengend oder „schwierig“ zu klingen.

Im Gegenteil: sie bleiben bei aller krampfhaft gewollten Progressivität faszinierend trivial und erstaunlich poppig, sprich langweilig. Und wo man tatsächlich mal eine Idee hat, da versickert sie ohne Wirkung, weil zur schlappen Produktion auch noch die passende Sängerin agiert. Banal, kraftlos und emotionsarm… ihr Gesäusel passt denn eher in die Chill-Zone eines Techno-Clubs als auf ein Metal-Album.

Da --bei diesem musikalischen Hintergrund nicht anders zu erwarten-- zumindest die Instrumentalisten ihr Handwerk beherrschen, bleiben situativ natürlich einige Aha- und Oha!-Erlebnisse nicht aus. (Daher auch die in Relation zu meinem Genörgel hohe Punktzahl) Aber das reicht mir nicht.

Zugegeben sei aber gern, dass mich das Album tatsächlich insofern überfordert, als es mich vor manch ungelöstes Rätsel stellt. Z.B.: wie man es schafft, Death so weichzuspülen, dass seine Darbietung keinen Skandal beim ZDF-Fernsehgarten produzieren würde; wie man aus so sperrigen Elementen wie Death und Jazz, ein so seichtes Ganzes hinkriegt, das zwar völlig inhomogen und sinnlos, dennoch kaum nervend vor sich hindödelt… und die finale Frage: wem, außer Band und Plattenfirma, könnte das gefallen? --- Ich weiß es nicht; für Deather zu lasch, für folkloristische Goten zu modern, für progressive Hörer zu banal. Für mich alles auf einmal.

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