...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Tao Of The Dead Tipp

TOD_TOTD

Stil (Spielzeit):
Art-Rock, Progressive, Alternative (52:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Superball Music (07.02.2011)
Bewertung: 9/10
Link: Offizielle Bandseite

Mit (AND YOU WILL KNOW US BY THE) TRAIL OF DEAD erschließt sich mir eine weitere Band, die schon seit mehr als 13 Jahren Bandgeschichte rund um den Globus gekommen ist, ohne dass ich von ihr bis jetzt ersthaft Notiz nahm. "But it's never too late", sage ich mir dann immer. Diese Aussage trifft auch in diesem Fall zu. Mit "Tao Of The Dead" verfolge ich das mittlerweile siebente Studioalbum der texanischen Alternative-Art-Noise-Rock-Band, wie sie sich selbst gerne bezeichnet.

Dass sich dieser Mix sofort bewahrheitet, zeigen die ersten beiden Songs "Pure Radio Cosplay" und "Summer of All Dead Souls", die nach dem instrumentalen Intro "Let's Experiment" folgen. Die Songs strotzen vor musikalischer Weite, dass der Hörer mit geschlossenen Augen das Gefühl hat, während eines Sturms über eine urgewaltige Ebene zu fliegen. Wenn der Sturm dann seinen Höhepunkt erreicht, löst sich alle Spannung, und der Hörer landet in den schummrigen Gefilden von "Cover the Days Like a Tidal Wave". Sehr beeindruckend.

Auch lassen TRAIL OF DEAD auf der Langrille viel Raum zur instrumentalen Entfaltung. Neben verwaschenem Gitarrenspiel sind auch einige Elektroloops, viele ambiente Klänge und Percussions zu hören. "Fall of the Empire" lebt ganz stark von solchen Trommeln und dunkler Stimmung, bevor "The Wasteland" wieder mit eindeutigerer Struktur und mehr Gesang klar zu führen weiß. Die Stimme von Conrad Keely erinnert mich mehrmals etwas an die sehr jungen Jahre von (und jetzt nicht lachen) Ozzy Osbourne aus BLACK SABBATH Zeiten. Schnell findet sich der Hörer als ein Reisender durch die Schichten von "Tao of the Dead" wieder.
"Spiral Jetty" knüpft nahtlos an das Ödland an, versetzt die Ohren kurz in Trance, bevor mit der gewichtigen Nummer "Weight of the Sun (or the Post-Modern Prometheus)" vergleichsweise böse losgebrettert wird. Irgendwo haben sich TRAIL OF DEAD ja doch noch ihre Post-Hardcore-Züge erhalten.

Nachdem dieser Brocken noch im Gehörgang schmort, erklingen plötzlich sehr bekannte Töne. Mit "Pure Radio Cosplay (Reprise)" setzen die Texaner musikalisch genau dort an, wo der Opener aufgehört hat und vollenden den Song, als wäre die halbe Stunde Album dazwischen nicht gewesen. Verwirrend, aber prickelnd und cool.
"Ebb Away" vermittelt dem geschüttelten Reisegast zum nahenden Ende des Trips wieder relative Ruhe. Hier geben sich TRAIL OF DEAD weiten Grungetönen hin, die an ALCE IN CHAINS erinnern. Dann steht der Hörer an einem großen Wasserfall namens "The Fairlight Pendant", der unbarmherzig alles in die Tiefe reißt. Der Aufschlag folgt nach einigem musikalischem Geschleuder und beruhigt sich, bevor sich ein weiterer Abgrund auftut, um den Hörer zu verschlingen. Rums! ...und dann? Es scheint vorbei zu sein. Jedenfalls verebbt ein seichter elektronischer Beat zusammen mit den Gitarren, und zwei Sekunden lang herrscht Stille.

Was nun folgt, ist ein fast 17-minütiger Song mit dem Namen "Tao of the Dead Part Two: Strange News from Another Planet". Der poltert auch direkt und gewaltig mit Sänger Keely los und lässt ein weiteres Gewitter über den Hörer ausbrechen. Das geht dann fast fünf Minuten, bis es heller wird und der Regen aufhört.
Wie sich der letzte Sonnenaufgang von "Tao of the Dead" gestaltet, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Auf alle Fälle lohnt sich der Ausflug nach Tao für alle Fans und Freunde des Art-Rocks. Da das Album einen roten Faden hat, quasi fast ein einziger Song ist, ergeben sich keine tollen und schlechten Titel.
Man kann hier maximal von mehr oder weniger Stimmung sprechen. Überzeugt hat mich die Reise auf jeden Fall.

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