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BEARDFISH bringen im zehnten Jahr ihres Bestehens mit „Mammoth“ das immerhin schon sechste Studioalbum unter die Leute (wenn man die beiden „Sleeping In Traffic“ separat zählt). Die hohe Produktivität hinterlässt aber auch ihre Spuren im Songwriting der vier Schweden.
„Mammoth“ ist verglichen mit seinen Vorgängern ein geradezu leichtes Album und mit 52 Minuten relativ kurz. Die sechs Songs (und ein Interlude) fahren deutlich weniger Kurven und Umwege als zuvor, was die Mindestanzahl an Gehirnwindungen beim Durchschnittshörer drastisch reduziert. Fast scheint es, als bräuchten BEARDFISH eine Erholung von „Destined Solitaire“.
Die zentralen Songs von „Mammoth“ sind der Opener „The Platform“ (flott, mit geilem YES-Drive und süßen Melodien) und das viertelstündige Epos „And The Stone Said: If I Could Speak“. Selbiges wartet mit einer klassischen Satzform (Exposition, Durchführung, Reprise, Coda) auf, was dem Song schon nach wenigen Durchläufen zu einer angenehmer Vertrautheit verhilft. Die Melodien bleiben hängen, harmonisches Moll par excellence. Persönlicher Kritikpunkt ist das wiederkehrende Saxophon – ich hasse Saxophone und finde, sie haben in der Gitarrenmusik nichts zu suchen – aber das ist ja eine Frage des Geschmacks.
„Tightrope“ ist ein netter, fröhlicher, für BEARDFISH erstaunlich simpler Vierminutensong, der abermals vor YES in die Knie geht – aber leider nicht im Gedächtnis bleibt. Das darauffolgende „Green Waves“ geht mit dunkel-nebligen Hard-Rock-Riffs gefährlich weit in Richtung SAHG, wechselt dann zu DEEP PURPLE, dann wieder zurück. Nette Harmoniefolgen, nette Gitarrensoli, nicht mehr.
Danach folgt mit „Outside/Inside“ ein Klavier-Interlude, das in das Instrumental „Akakabotu“ überleitet. Hier lassen BEARDFISH noch mal so richtig das Progschwein aus dem Stall und suhlen sich in ihrer eigenen Verschrobenheit. Wem „Mammoth“ bis hierhin zu geradlinig war, kann sich jetzt entspannt lächelnd zurücklehnen. Wer wie ich Saxophone nicht mag, sollte skippen.
Der letzte Song „Without Saying Anything“ schaukelt die übrig gebliebenen Hippies noch mal so richtig durch und quetscht mit Wah-Wah, Hammondorgel, Synthies, herrlich unsinnigen Breaks und zuckersüßen Melodien auch die letzte Farbnuance aus dem Regenbogen.
Nach „Destined Solitaire“ hatte ich eigentlich ein ganzes Album solcher Trips erwartet. Und wahrscheinlich bin ich nicht der einzige Fan, der den musikalischen Simplifizierungen kritisch gegenüber steht. Obwohl „Mammoth“ zweifellos ein gutes Prog-Album ist, enttäuscht es mich durch seine unerwartete Seichtheit. Wenn ich mir etwas wünschen kann, dann dass BEARDFISH wieder so komplexe und verschrobene Musik schreiben wie früher.