Stil (Spielzeit): Progressive Rock/Artrock (73:23)
Label/Vertrieb (VÖ): Gentle Art Of Music/Soulfood Music (09.03.2012)
Bewertung: 8,5/10
rpwl.de
Im 15. Jahr seines Bestehens veröffentlicht das bayrische Quintett RPWL (von den namensgebenden Musikern der Urbesetzung sind nur noch Kalle Wallner und Yogi Lang mit an Bord) ihr erstes, auf Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra" basierendes Konzeptalbum. Textlich verspricht die progressive Truppe aus Freising also komplexe philosophische Kost, mit der nicht jeder zurecht kommen wird, musikalisch nachvollziehbarer handelt es sich bei "Beyond Man And Time" jedoch um einen ersten Prog Rock-Höhepunkt des noch jungen Jahres 2012.
Wo andere progressive Bands wild und hektisch herum experimentieren, bezaubern RPWL mit einer nachdenklichen Ruhe und gekonnt verwobenem Progressive/Art Rock. "Beyond Man And Time" enthält jede Menge eingängige Songs wie den entspannten, träumerischen Titeltrack, das mit knackigen Gitarren versehene, groovige "The Ugliest Man In The World", "Road Of Creation", die wunderschön-nachdenkliche Abschlussballade "The Noon" und den höchst eingängigen, mit einem grandiosen Gitarrensolo versehenen Seelenstreichler "Unchain The Earth", meinen persönlichen Höhepunkt der Scheibe. Mit Moog-Soli, ausgefeilten Instrumentalpassagen, schrammeligen Gitarren, ruhigen Akzenten, spacigen Passagen und erhabenen Melodien lassen RPWL Gedanken an MUSE, GENESIS und AYREON aufkommen. Neben normal langen Songs sind mit "We Are What We Are" (toller Wechsel aus einschmeichelnden Parts und Space-Passagen) und dem Epos "The Fisherman", das die Palette an hörenswerten Details um orientalische Elemente erweitert, auch zehn bis 15-minütige Tracks enthalten.
Wie für das Genre üblich erschließt sich "Beyond Man And Time" nicht nach ein- oder zweimaligem Hören, sondern benötigt Zeit. Etwas anderes wäre bei einem progressiven Album von 1 ¼ Stunden Länge allerdings auch der falsche Anspruch. Trotzdem glänzt beinahe jeder Song mit eingängigen Passagen und Refrains, selbst die längeren Nummern bieten beim ersten Entdecken genügend strahlende Fixpunkte, an denen sich Hirn und Ohr festkrallen können. RPWL verstehen es, ihre Musik trotz hohem Anspruch relativ leicht zugänglich zu machen. Dazu tragen neben dem gelungenen Songwriting das melodische Gitarrenspiel von Kalle Wallner und der warme, an David Gilmour erinnernde Gesang von Yogi Lang bei. Mit solchen Vergleichen sollte man zwar vorsichtig sein, doch überhaupt erinnert das Quintett in vielen Momenten mit seinen ruhigen, akzentuierten Songs an die ewigen Großmeister PINK FLOYD. Eine hervorragende Leistung der anderen Musiker und eine transparente Produktion verstehen sich von selbst.
Fans abgepfiffener und verrückter 30 Minuten-Nummern sind bei "Beyond Man And Time" definitiv falsch, selbst wenn RPWL sehr ideenreich und variabel zu Werke gehen. Wer Freude an PINK FLOYD, GENESIS oder AYREON hat, sollte dieser schönen CD so bald wie möglich lauschen – am besten unterm Kopfhörer, mehrmals hintereinander. Noch lohnenswerter als die fantastische Einzel-CD ist übrigens die Limited Edition mit Hörbuch und Landkarte als Bonus.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...