The Mars Volta - Noctourniquet

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Stil (Spielzeit): Krautrock / Elektro und The Mars Volta Sound (64:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Warner (23.03.2012)
Bewertung: 7,5 /10

The Mars Volta Homepage

THE MARS VOLTA, die zwei sympathischen Wuschelköpfe Cedric Bixler-Zavala und Omar Alfredo Rodriguez-Lopez sind wieder mit „Anhang" (= der Rest der Band; wie bekannt ist, werden kreative Einwürfe von anderen nicht so gerne berücksichtigt) und einem starken Album names „Noctourniquet" zurück. Auch wenn ich beim Opener „The Whip Hand" beinahe Herzrythmusstörungen kriege, von dem Schlagzeugtakt, der echt strange ist, von meiner Seite ein warmes "Welcome back", denn Platten von THE MARS VOLTA sind immer ein Fest.

„The Whip Hand" glänzt mit hoher Kopfstimme, einem verschobenen Beat und einem eingängigen Elektrosound. Ein geiler Song, der an allen und Ecken nach THE MARS VOLTA riecht. Auch wenn ich das Konzept noch nicht so ganz verstanden habe, es hört sich alles schon deutlich vertrauter und unsperriger an, wenn man schon mal Material von den beiden Querdenkern angetestet hat. Ich will eigentlich gar nicht sagen, dass die Platte wieder besonders retro geraten ist, weil sich das irgendwie nach „stehen- bzw. hängengeblieben" anhört. Ist aber eigentlich Quatsch, nur weil sich die Band eher älterer Stilelemente bedient, ist die Band nicht weniger innovativ oder gar nostalgisch. Besonders die Drums hören sich auf dem Album absolut knackig und ursprünglich an, Deantoni Parks trommelt sich unfassbar kreativ durch die knappe Stunde, eventuell geht da mal was mit einem Filmprojekt von seiner Seite aus, untermalt mit Musik von THE MARS VOLTA.

Die Vorliebe der beiden für Science Fiction spiegelt sich in den Elektrospielereien wider und macht den Sound von Songs wie „Aegis" aus, ein hypnotischen Stück, aufgebaut auf einem stabilen Krautrockfundament mit richtigen Ohrwurmqualitäten, energisch und gleichzeitig gefühlvoll vorgetragen. Generell wirken die Songstrukturen auf mich eingängiger, auch wenn hier und da noch mit sperrig-kantigem Jazz und Prog geliebäugelt wird. Deutlich mehr wavige Elektromomente machen das Album zu einer Weiterentwicklung, ohne den Geist von THE MARS VOLTA zu verlieren. Die Band schießt einen mit „Noctourniquet" mehrmals Richtung Himmel ab und vergibt massenweise musikalische Trips, in der richtigen Stimmung macht das Album einen Heidenspaß.

Wer THE MARS VOLTA nicht mag, der wird sie auch nicht mit dieser Platte ins Herz schließen, aber der Band positiv gestimmte Menschen oder Fans werden dieses Album lieben.

Der Sound klingt deutlich geschliffen und wurde im Vergleich zu früheren Alben auf den Punkt gebracht. Das merkt man schon allein an den für ihre Verhältnisse kurzen Songs die auf „Noctourniquet" nie über 7:32 gehen und sich auf gutem 4 bis 5 Minutenniveau bewegen. Auf großartige Ausschweifungen wurde weitesgehend verzichtet. THE MARS VOLTA verlieren sich nicht in abgehobenen Sphären, sondern steuern ihr Schiff (mal wieder) präzise durch das musikalische All, eine anspruchsvolle Scheibe, die man wohl am besten mit „auf den Punkt" beschreiben kann. Irgendwie sind THE MARS VOLTA gar nicht von dieser Welt, und das ist auch gut so!

Anspieltipps: „The Whip Hand", "Lapochka" und "In Absentia"