Stil (Spielzeit): Prog (1:34:44)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut/SPV (29.02.08)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.thetangent.org
Zufall oder nicht, die ersten Töne des THE TANGENT Albums „Not As Good As The Bock“ sind identisch mit den ersten Tönen der Titelmelodien der ersten beiden Star Trek Serien. Und bei einem Album, das seinen Titel von dem Song „(The Future Is) Not As Good As The Book“ ableitet und das neben dieser ersten Tonfolge noch andere Hinweise auf den Since Fiction Kult beinhaltet, glaube ich nicht an Zufälle.
Doch man sollte nicht den Fehler machen THE TANGENT in die Reihe der Bands zu stellen, die sich hinter Sience Finction- und Fantasy-Themen verstecken und hauptsächlich ihre instrumentalen Ambitionen auszuleben. Bandkopf Andy Tillison hat etwas zu sagen und stellt nicht selten Inhalt über Eingängigkeit.
So auch beim Sythie-lastingen Opener „Crisis in Midlife“, daß klar macht, daß sich die musikalischen Wurzeln der Band im progessiven Rock der 70er Jahre befinden. So recht miteißen will mich das Stück allerdings nicht, was vor allem an dem recht wenig variablen Gesang von Tillison liegt. Ein Problem, daß sich durch das ganze Album ziehen wird.
Der erste wirklich interessante Song ist „The Ethernet“, daß sich mit einer virtuellen Existenz beschäftigt, die zumindest im Ansatz die meisten von uns heute neben dem realen Leben führen. Mit über zehn Minuten ist dieser Song auch quasi das Herzstück der ersten CD und verströmt mit dem rockigen und Gitarren- und Hammondlastigen Arrangements den Duft klassischen Progs.
Nach dem Instrumentalstück „Celebrety Purée“ wartet auch schon das Titelstück in dem die Hauptfigur feststellen muss, daß die Zukunft weder auf die eigenen Träume und Pläne, noch auf großflächige Zukunftsvisionen und Utopien Rücksicht nimmt. Leider braucht die Nummer rund 3/4 der Zeit, um Fahrt aufzunehmen.
Nach dem eher unspektakulären „A Sale Of Twi Souls“ endet die erste CD mit dem mit diversen MEAT LOAF Zitaten gespickten „Bat Out Of Basildon“, daß sich mit einem alternden Biker befasst, der in der neuen Zeit zu einem Anachronismus verkommt und einfach nicht mehr in die Gegenwart passen will und trotzdem seinen Lebensstil aufrecht erhält.
Die zweite CD besteht aus zwei jeweils über 20 Minuten langen Tracks, die man bequem auch in mehrere Stücke hätte trennen können und vielleicht auch hätte trennen sollen. Neben den immer noch überwiegenden Anleihen aus den 70er Jahren kommen hier auch verstärkt 80er und sogar moderne Einflüsse zum Tragen.
„Four Egos, One War“ stellt einen Konflikt aus vier verschiedenen Perspektiven dar, wobei jede auch ihren eigenen musikalischen Charakter bekommt. „The Full Gamut“ schließt das Album ab.
In Zeiten, in denen viele Progbands die Komplexität zu Gunsten der Eingängigkeit aufgeben oder zurück fahren, mag THE TANGENT für viele Proggies ein Lichtblick sein. Leider wurde auf „Not As Good As The Book“ allerdings der Song als Basis der Musik zu oft in den Hintergrund gerückt, auch wenn die Band selbst Anderes behauptet.
Trotzdem dürften gerade eingefleischte Prog-Hörer sich über diese Kompromisslosigkeit freuen und an diesem Album Spaß haben. Für Einsteiger ist diese Scheibe definitiv nicht geeignet und moderatere Progger sollten das Album erstmal antesten. In meinen Augen haben THE TANGENT den ganz großen Wurf verfehlt, aber ein grundsolides Album abgeliefert.