Coheed And Cambria - Good Apollo I’m Burning Star IV – Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness

coheed and cambria GoodApollo Cover

Stil (Spielzeit): Rock/Emo (71:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Equal Vision/Sony BMG (23.09.05)
Bewertung: Intensiv, abgedreht, wundervoll (9/10)

Link: www.coheedandcambria.com

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das neuste Machwerk von Coheed And Cambria mich echt berührt hat. Nehmt Euch eine Stunde lang Zeit, die Songs von „Good Apollo I'm Burning Star IV - Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness" unter Kopfhörern und mit dem Booklet in den Händen zu hören - da kann man schon mal emotional werden.

Das vierte Kapitel der Weltraum-Saga knüpft dort an, wo uns schon der Vorgänger „In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3" mit vor Staunen offenen Mündern zurückgelassen hat: Alle Trademarks der Band (vertrackte Strukturen, gedehnte Vokale, die charakteristisch androgyne Stimme von Claudio Sanchez, der typische Sound zwischen tightem Riffing und verspielten Pickings, die teils poppige, teils straighte Mixtur aus Rock und Emo) sind wieder vereint und darüber hinaus orientieren sich die 15 Songs diesmal noch ein wenig mehr am Progrock der 60er und 70er Jahre. Einflüsse von Bands wie Led Zeppelin sind nicht zu überhören, das Soundspektrum hat sich insgesamt geweitet: Hammondorgel und Streicher sorgen für Gänsehaut, und auch wenn ein vermeintlicher Über-Hit dieses Mal fehlt, so hat doch jeder einzelne Song seine großartigen Momente.

Angefangen mit dem von Strings eingeleiteten „Coheed And Cambria-Theme", einem Instrumental, das wir bereits von den beiden Vorgängeralben kennen, über pure Akustikstücke hin zu epischen, beinahe symphonischen Stücken, komplexen Soundscapes und melodischen Abgehern - dieses Album fordert den Hörer und streichelt ihn gleichzeitig mit wundervollen Melodien, überrascht mit unvorhergesehene Wendungen und bleibt doch in dem Schema, das die New Yorker Band so unverwechselbar und einzigartig macht.

Sanchez schrieb die Songs auf Tour im Bus und Backstage, bevor „Good Apollo ..." erneut in den Applehead-Studios in Woodstock mit Michael Birnbaum und Chris Bittner aufgenommen wurde. Die Herangehensweise unterschied sich von früheren Arbeitsabläufen, die Songs wurden nicht in einem Rutsch sondern Stück für Stück von verschiedenen Enden her fertig gestellt - so hatte jeder der vier Musiker ständig etwas zu tun. Darüber hinaus spinnen einige Texte erstmals aus der Sicht des ebenfalls eingebundenen Erzählers die Geschichte der beiden Protagonisten weiter, was es dem Hörer ermöglicht, „die Kollision der Welten des Erzählers und der Charaktere zu verfolgen, und wie sich die Ereignisse im Leben des Erzählers auf die Entwicklung der Story auswirken", so Sanchez.

Auf dem nächsten Album wird die Geschichte von Coheed und Cambria ihr Ende finden, danach erwartet uns noch der Beginn der Saga; für diejenigen, die vorerst den Ablauf dieses vierten Kapitels verstehen wollen, erscheint parallel zum Comic und zeitgleich mit „Good Apollo ..." ein 116-Seiten-Buch mit Illustrationen, das die Geschichte ausführlich erzählt.

„Good Apollo I'm Burning Star IV - Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness" hat all das, was man als Fan dieser Band erhoffen konnte und als Neueinsteiger braucht, um süchtig zu werden. Dass der direkte Vorgänger ein klein wenig mehr Hitpotential besaß, gleicht die ungeahnte emotionale Tiefe dieses Werks beinahe komplett aus. Insofern: Großartige Musik!

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!