Sieben Minuten dauert es, bis die drei Töne den Halt verlieren und in den Abgrund stürzen. Die Gitarre setzt die Töne im Intro in die Welt, sie halten den Wechsel in die pathetischen Twingitarren durch und auch den heftig plötzlichen Umschwung in thrashiges Geschrote – immer hört man die drei einfachen Töne raus, und dann sind sie doch plötzlich weg. Und der Song, der eine, aus dem das Debüt von WE ALL DIE (LAUGHING) besteht, wird chaotisch.
Das Album „Thoughtscanning“ beziehungsweise das Lied „Thoughtscan“ will sehr viel, und eine nicht geringe Menge schafft es auch. Chaotisch ist es tatsächlich, pendelt beständig zwischen modernen Metal-Eruptionen, melodisch-doomiger Düsterromantik und Prog-Versatzstücken hin und her. Der Gesang wechselt zwischen Growls und klagendem Klargesang – da hat jemand viel OPETH gehört, kann Mikael Akerfeld allerdings in keinem der beiden Extreme das Wasser reichen.
Das ist nicht das einzige Problem von WE ALL DIE (LAUGHING). Das Duo wirkt auf dem Album ambitioniert, aber zerrissen. Es setzt sich bewusst zwischen alle Stühle, schafft es aber nicht, die eigene Linie zu definieren (auch wenn die drei Töne vom Beginn als Klammer wieder auftauchen). So ist „Thoughtscanning“ ein großer Sack voll schöner Elemente, die aus klassischem Metal, Thrash, Doom, Prog und Black Metal stammen. Aber ein Sammelsurium macht noch kein Album und Ambitionen keine Avantgarde. „Thoughtscanning“ ist einfach zu chaotisch, um die auf einer Länge von einer guten halben Stunde unbedingt nötige Spannung aufzubauen.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis