EDEN CIRCUS sitzen zwischen den Stühlen Prog, Post Rock und Alternative und grasen Einflüsse von den 90ern bis heute ab. Das alles verrühren sie zu einer Suppe mit sehr eigenem Geschmack. Denn auch wenn die Begeisterung für Keenan & Co. deutlich zu hören ist – die Schnörkel in der Stimme, der mittige, hart gespielte Bass und die repetitiven Riffs klingen teilweise stark nach TOOL – haben EDEN CIRCUS ein fesselndes Album geschaffen, das für sich stehen kann.
Lange genug daran gefeilt haben sie ja. Vor Jahren in Göttingen gegründet, lag die Band längere Zeit auf Eis, bevor sie in leicht veränderter Besetzung in Hamburg wieder auferstand. Statt gleich in die Öffentlichkeit zu preschen, konzentrierten sich die fünf Musiker darauf, im Proberaum an ihrem Sound und an ihren Kompositionen zu arbeiten.
Das hat sich gelohnt. „Marula“ ist ein stimmiges Album mit einem stimmigen Sound, das trotzdem sehr viel Abwechslung birgt. Auch die älteren, mittlerweile überarbeiteten Stücke fügen sich problemlos in das Gesamtwerk ein. Nennenswerte Ausreißer oder gar Ausfälle gibt es auf dem Album nicht. Lediglich „Arc“ mit kleineren Trip Hop-Hinweisen fällt zwar aus dem Rahmen, aber qualitativ nicht ab. Die zumeist überlangen Stücke haben genug geschickte Wendungen, um spannend zu bleiben und sind dank des ausgeprägten Gespürs für Hooklines, Dynamik und vor allem für fesselnde Gesangsmelodien richtig groß. Überhaupt, dieser Gesang: Siegmar Pohl hat in seiner klaren Stimme eine gewisse raue Note, die die Emogefahr weiträumig umfährt und jedem Fan älterer DEFTONES wohlige Gänsehaut verschaffen dürfte.
Kurz: Ein überaus gelungenes und beeindruckendes Debüt, das, da bin ich sicher, nicht nur in meinen Highlights des Jahres einen Platz finden wird. Der einzige große Kritikpunkt ist die Reihenfolge der Stücke. Statt mit einem Kracher wie „A Desert In Between“ einzusteigen, der verhältnismäßig kurz und knapp auf den Punkt bringt, was EDEN CIRCUS können, beginnt „Marula“ mit dem Stück „Devoid Of Purpose“, das seine Brillanz nur zögerlich entfaltet – zu zögerlich für einen Opener. Es folgt „Comfort“, das auf der Länge von fast neun Minuten doch ein paar Längen aufweist. Von der Albumdynamik her betrachtet, fängt „Marula“ für mich deshalb erst mit „A Desert In Between“ richtig an.
Während ein neues TOOL-Album weiter auf sich warten lässt (letzte Veröffentlichung: 2006) schleichen sich die ersten Anwärter auf die Nachfolge an. Ganz weit vorn in der Thronfolge: EDEN CIRCUS. Deren Debüt „Marula“ ist gespickt mit Verbeugungen vor den Prog Metal-Meistern – neben denen die eigenen Noten gleichermaßen erstrahlen.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis