Orient Express - Illusion


Review

Stil (Spielzeit): Progressive Rock (54:37)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music (5.9.2007)
Bewertung: Hörenswert. [8/10]
Link: http://www.officialorientexpress.it

Na das kann sich doch rein optisch sehen lassen! Im Gegensatz zu den meisten hässlichen T-Shirts, die in den europäischen Fußgängerzonen bei H&M derzeit in den Schaufenstern hängen, sieht dieses Cover wirklich nach Drogenexzess, Psychotrip, freier Liebe, Schlammschlacht und Friedensbewegung aus. Natürlich ist das nicht unbeabsichtigt der Fall, in ihrem Pressetext weisen sie überflüssigerweise auf ihren ohnehin hörbaren Bezug zur Psychedelic Rock aus den 70ern hin.

Verschlafen, entspannt und weltfremd kommen die Italiener auf ihrem ersten regulären Album, der seit 2003 aber insgesamt siebten Veröffentlichung, daher. Jedenfalls ist das der erste Eindruck, den ich von den zehn unscheinbaren Stücken bekomme.
Wirklich großartige Fingerverrenkungen oder Rhythmusüberfälle lassen sich beim ORIENT EXPRESS nicht finden. Doch kaum will man die Schublade für Unscheinbares und Belangloses schließen fällt einem die Schönheit dieses Albums ins Ohr. Unbeschwert, zerbrechlich und zart wechseln sich die Instrumente und die wohlklingende Stimme mit moderaten Rock-Passagen ab. Stücke wie "Rats Know" und "Illusion" wirken zerbrechlicher als das Meiste was ich je in den unendlichen Weiten des Rocks gehört habe. "Prison Head" wirkt dank wirrer Elektronikspielchen die sich zwischen dem funkigen Bass schlängeln wahnsinnig fremd. "Ten Drops" führt auf eine staubige, endlose Landstraße und lässt den Hörer förmlich den Staub schmecken.

Was bleibt ist ein schlüssiges und stimmiges Album, was überzeugt aber die Reize nicht aus dem Fenster hängen lässt. Und der zunächst etwas bezugslos scheinende Bandname ergibt letzten Endes doch Sinn. Zwar ist das Album keine zigtausend Kilometer lang, aber sicher eine Erfahrung wert, vielseitig und ein kleines Abenteuer.

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