Aeon Spoke - s/t


Review

Stil (Spielzeit): Progressive (45:02)
Label/Vertrieb (VÖ): SPV (30.3.2007)
Bewertung: Ein realitätsfremdes Zwischenspiel. [7/10]
Link: http://www.aeonspoke.com/

So ganz unvoreingenommen war ich nicht, als ich die Hülle in meinen Händen drehte. Zu viele Musiker legen in letzter Zeit ihre Bemühungen auf einen möglichst geheimnisvollen und ach so anderen Klang, der dank der mangelnden Substanz stets in dem breiten Einheitsbrei versinkt, aus dem sich die Band eigentlich hervorheben wollte. Recht sollte ich mit meinen Vorurteilen zum Glück nicht behalten.

Dunkle Synthesizer und marschierende Stiefel lassen zunächst auf etwas härtere Kost schließen, doch nach wenigen Sekunden trällern die akustischen und elektrischen Gitarren bildschön und überhaupt nicht letal oder brachial los. Der Gesang ist stets klar, einfach, glasklar und schön. Die Stimme wirkt teils zerbrechlich und verletzlich, auf der anderen Seite aber auch wieder bestimmt und sicher. Befürchtungen bezüglich des Unterhaltungswertes werden durch ein relativ zügiges Schlagzeug weggefegt, denn so einschläfernd, wie sich das der voreingenommene Leser oder Rezensent vorstellen mag, ist es nicht.
Die Kost der Kalifornier schmeckt zugegebenermaßen zwar mild, nach Radio und wenig penetrant, aber dennoch nicht fad und angenehm nach ihrem Heimatstaat. Sonnig und warm pendeln die drei Musiker zwischen luftiger Leichte und melancholischer Schwere, stets aber darauf bedacht eben diese Schwere auf einem sanften Weg zu vermitteln. Irgendwo zwischen den Pastellfarben fließt ein Rinnsal aus kräftig orange-rotem Leben, das den letzten Anker zu dieser Welt sein könnte.
"Nothing" trifft die Stimmung des Albums im Titel und im Klang hervorragend. Die Musik ist schwer in Worte zu fassen, erinnert mich aber stets an farbenfrohe, aber zugleich unaufdringliche surrealistische Kunstwerke. Die eigentlich zu erwartenden Zutaten Kälte, Einsamkeit und Schwermut fehlen trotz der teilweise melancholischen Atmosphäre meist. Kitschig wird es am Ende des Stückes "Emmanuel" und diese dünne Schmalzspur zieht sich über zwei, drei Stücke. In der ansonsten angenehm authentischen Atmosphäre sticht das aber zum Glück nicht allzu stark hervor. "Pablo At The Park" ist zwar immer noch schön und angenehm zu hören, doch verflüchtigt sich langsam der Zauber, der sie anfangs noch zu einer wirklich besonderen Band gemacht hat. Etwas zu harmonisch und angepasst summen die Stimmen im Refrain und alles scheint ein wenig vorhersehbar. Mit "Yellowman" reißen sie mich aber wieder in ihre magische Traumwelt zurück. 

Träge und zäh schleppen sich die Instrumente unter der Last des federleichten Gesangs über die endlosen, fruchtbaren Dünen voller Widersprüche. Es ist gut möglich, dass mich diese zehn vertäumten Stücke durch den kommenden Sommer begleiten, denn das Potential für Autofahrten an Spätnachmittagen oder Urlaubssonne ist definitiv vorhanden.

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