Factory Of Dreams - Poles


factoryofdreams_poles

Stil (Spielzeit): Rockoper, NeoProg (47:02)
Label / Vertrieb (VÖ): ProgRock / SPV (08.08.08)
Bewertung: 5,5

Links: http://strangeutopia.com, www.myspace.com/projectcreation

FACTORY OF DREAMS sind eine Nebenprojekt des portugiesischen Multiinstrumentalisten Hugo Flores. Während er sich sonst vor allem als Mastermind von PROJECT CREATION an einem drei Alben umspannenden Prog/ ProgMetal-Zyklus abarbeitet, ist FACTORY OF DREAMS vor allem eine Zusammenarbeit mit der Sängerin Jessica Letho.

Die Musik dieses gut dreiviertelstündigen Albums ist eine Mischung aus Gothic und angeprogtem Rock. Dabei bleiben die Gitarre und die (teils synthetisch ergänzten) Drums meistens eher im Hintergrund. Ganz klar steht die sehr schöne, und durch Effekte und diverse Gesangsspuren manchmal etwas irreal klingende Stimme von Jessica Lehto im Vordergrund. Ihr Stil geht etwas in Richtung Tarja Turunen (Ex-NIGHTWISH), allerdings ohne ganz so opernhaft zu sein, oder noch mehr in Richtung Sharon Janny den Adel (WITHIN TEMPTATION). Leider kommt sie etwas farblos rüber. Vielleicht ist sie noch zu jung, um einen eigenen Stil entwickelt zu haben oder sie wurde vom erfahrenen Maestro des Projektes gleichsam erdrückt, obwohl sie die Gesangsarrangements entwickelt hat.
Hugo Flores, der die Songs abgesehen vom Gesang alleine komponierte, die Texte schrieb, alle Instrumente einspielte und auch die Produktion selbst übernahm, hat um den Gesang und die Instrumente herum allerlei Geräusche zu einem dichten, aber häufig auch kitschig-überladenen Klangteppich verwoben. Die Klacker-, Klapper- und Piepsgeräusche sorgen für eine abstrakte, Science Fiction-mäßige Atmosphäre. Das ist Absicht, denn thematisch geht es um eine etwas technoide Allegorie auf das menschliche Leben mit einer fiktiven Welt mit je einem hellen/positiven und dunklen/negativen Pol, einer Traummaschine (daher der Projektname) und dem menschlichen Geist bzw. den menschliche Emotionen in den "Hauptrollen".
Die zumeist langsamen bis mittelschnellen Songs haben ähnliche Ambitionen wie das AYREON-Projekt, nur dass hier alles einige Nummern kleiner ist und sich schneller wiederholt. Die Gesangslinien werden manchmal absichtlich wieder aufgegriffen, noch öfter aber wohl auch unbewusst „recycelt". Im Sinne einer Rockoper sind die Songs insgesamt durchaus komplex arrangiert, zwingende Spannungsbögen sind aber kaum zu finden.
Beim Song „Electric Boom" tritt als Gast Chris Brown vom niederländisch-amerikanischen NeoProg-Duo GHOST CIRCUS am Fretless Bass auf. Er ist auch für das finale Mastering des Albums verantwortlich.

„Poles" ist letztlich kein weltbewegendes Album. Wer sich aber für synthielastige Rockopern mit leichtem Prog-Einschlag und gutem weiblichen Gesang interessiert und vielleicht auch noch Fan von THE GATHERING oder auch EDENBRIDGE ist, sollte mal reinhören.

 

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