Stil (Spielzeit): Prog Rock (1:19:17)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut Music/SPV (30.05.05)
Bewertung: Zeitloser Prog (7,5/10 Punkten)
Link: http://www.kaipa.info
Die Foll-Prog-Rocker Kaipa können in diesem Jahr auf stolze 30 Jahre Bandgeschichte (mit einer kaum erwähnenswerten 20-jährigen Pause) zurückblicken. Mit Mindrevolution liefern sie das dritte Album nach ihrem Comeback und das achte seit dem selbstbetitelten Debüt 1975 und servieren weitgehend eingängigen Prog Rock mit einer großen Portion 70er Vibes.
Und entsprechend ist der Einstieg in den ersten Song The Dodger. Hammond Orgel und Wah-Wah Gitarren zeigen, wohin die Reise geht. Besonders angenehm ist die größtenteils sehr songdienliche Arbeitsweise der Band. Statt auf unzählige neue Parts und eine reine Show musikalischer Fähigkeiten setzten Kaipa auf klare Strukturen. Das folgende Electric Leaves wird besonders durch die leicht rauchige Stimme von der erst mal in Erscheinung tretenden Sängerin Aleena interessant. Genau wie Shadows Of Time wird hier die Zeit zurückgedreht. Kaipa ignorieren alle Trends und Entwicklungen der letzten 30 Jahre und liefern Retro-Soft-Prog der an gute alte Zeiten erinnert. Das funkige A Pair Of Sunbeams schreit geradezu nach Cocktails und Sonnenstühlen. Das Herzstück des Albums ist der gut 25-minütige Titeltrack und hier werden die Musiker dann auch mal von der Leine gelassen und dürfen nach Herzenslust improvisieren und solieren. Dass der Song dann auch noch einen ernsthaften Inhalt, nämlich die positive Veränderung der Welt durch Eigeninitiative (ihr wisst schon: Wenn viele kleine Leute viele kleine Schritte tun), schadet natürlich auch nicht. Flowing Free ist reichlich unauffällig geraten und plätschert mit getragenen Gitarrenparts und Orgelsounds irgendwie an mir vorbei. Ganz anders The Last Free Indian, das mit seiner weitgehend sparsamen und zurückhaltenden Instrumentierung bis zur Mitte eher folkig daherkommt um dann im Solo wieder auf den bekannten 70er Sound umzuschwenken. Our Deepest Inner Shore wirkt ein Bißchen wie ein Schlaflied auch wenn Aleena hier und da die Rockröhre rausholt. Timebomb ist wohl mehr Prog-Pop als Rock, hat aber durchaus seinen Charme. Remains Of The Day ist ein bisschen schleppend, ein bisschen dissonant und wird dem Album als Abschluss irgendwie nicht ganz gerecht, wenn auch das astreine Bluessolo schon die eine oder andere Gänsehaut hinterlässt.
Kaipa haben mit diesem Mindrevolution ein angenehm zu hörenden Prog Album geschaffen, das auch für Einsteiger leicht zu konsumieren sein sollte auch wenn sich der eine oder andere Proggie vielleicht etwas mehr Komplexität wünschen wird. Besonders gefällt mir, dass sich Kaipa außerhalb aller Trends bewegen und gar nicht erst versuchen, moderne Sounds oder Metal-Elemente in ihren Stil einfließen zu lassen. Wer die erste Proggeneration der 70er mag kann hier kaum etwas falsch machen, Freunde moderneren Progs sollten zumindest ein Ohr riskieren.