Wenn man sich die Besetzungsliste von Kino ansieht kommt schnell der Verdacht auf, hier hätten einige nicht ausgelastete Musiker ein Nebenprojekt gestartet. So einfach darf man es sich aber nicht machen, denn was John Becks (It Bites/Keyboard), John Mitchell (Arena und The Urban/Gitarre und Gesang), Chris Maitland (ex Purcupine Tree/Drums) und Pete Trewavas (Marrillion und ex Transatlantic/Bass) hier abliefern hat Hand und Fuß.
Gleich beim Opener Loser’s Day Parade zeigt die Band wo es lang geht. Der Song ist eine wilde Mischung aus vollkommen unterschiedlichen Parts die mal hart, mal unmelodisch, mal sanft und mal im Beatles Stil daherkommen. Das folgende Letting Go ist eine melancholische Halbballade, die trotz des eher ruhiger Tempos vor allem dank Bassist Pete Trewavas nie den nötigen Druck vermissen lässt. Telling You To Tell Me klingt für mich wie eine Mischung aus Police (Strophe) und alten Spock’s Beard (Chorus), das ganze aber mit deutlich rockigerem Solo. Einmal mehr werden hier unglaubliche Klanggebäude aufgebaut.
Die Idee zu Swimming In Women mag einem Wunschtraum entspringen. Das Song an sich ist eher schlicht gehalten und meiner Ansicht nach einer der schwächsten des Albums, weil hier eine wirklich mitreißende Melodie fehlt. People ist ein modernen Rocksong, der emotionale Vocals mit einem relativ harten instrumentellen Hintergrund verbindet. Auch wenn die Idee nicht neu ist reißt besonders der dramatische Chorus mit. Bei All You See halten zunächst die ruhigeren Töne Einzug. Das Stück beginnt als Pianoballade, geht in einen voluminösen Chorus über und wird schließlich zu einer weiteren modernen Rockballade.
Perfect Tense hat einen jazzigen Touch, was vor allem an der Schlagzeugarbeit von Chris Maitland liegt. Der mehrstimmige Chorus kling ein Bisschen nach 80er Jahren. Room For Two erinnert wieder stark an eingängigere Spock’s Beard Stücke zu V-Zeiten, wobei das Gitarrensolo teilweise auch von Brian May sein könnte. Das Stück kommt mit seinen nur gut drei Minuten kurz und knackig. Holding On ist mit seiner Strophe mit Akustikgitarre über Keyboard-Streichern nur nett. Daran ändert auch der später einsetzende Bass nicht viel. Im Vergleich zu den anderen Stücken fehlt hier irgendwie Seele.
Am Schluß folgt mit dem Titeltrack (und gleichzeitig mit nicht mal zweieinhalb Minuten auch kürzesten Stück des Albums) eine reine Pianoballade. Leider fehlt hier überhaupt ein Chorus und so plätschert Picture leider etwas bedeutungslos dahin. Auch wenn das Album gegen Ende ein paar Schwächen aufweist, ist das hier im wörtlichen Sinn ganz großes Kino. Besonders die emotionalen Songs wie Letting go, People, Telling You To Tell Me und All You See dürften eigentlich keinen Hörer kalt lassen. Es bleibt zu hoffen, dass es die Musiker mit dieser Band wirklich ernst meinen und wir bald noch mehr von Kino zu hören bekommen.