Blind Ego - Mirror


Review


Stil (Spielzeit): Progrock (61:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Red Farm Records/Rough Trade

Bewertung: 8/10
Link: http://www.blind-ego.com

Die Progrock-Szene ist ja bereits seit einigen Jahren wie ein Blumenfeld im Sommer: Es sprießt blüht und wächst wie verrückt. Die süddeutsche Combo RPWL wird einigen Leuten sicher ein Begriff sein und der Name Karlheinz Wallner dementsprechend ebenfalls. Von dessen Soloprojekt BLIND EGO haben wir heute hier die Debüt-Scheibe „Mirror“ am Start. 

Ich habe „Mirror“ bestimmt sechsmal durchgehört und ich kann es nicht lassen, die Scheibe immer wieder und immer wieder in meinen Player zu werfen. Doch als ich den Opener „Obsession“ das erste Mal konsumierte, entglitten mir etwas die Gesichtszüge – allerdings nicht im positiven Sinne. Mag daran liegen, dass ich kurz davor übelstes Death-Metal Geballer gehört habe und in dem Moment mit rockigen Tönen und cleanem Gesang nicht so viel anfangen konnte. Doch das hat sich schnell gelegt, schon beim Refrain schlug die Stimmung bei mir um. Ein leicht rauer und dennoch gefühlvoller und atmosphärischer Gesang fängt den Hörer schnell ein. Das Zusammenspiel zwischen der sehr dominanten Gitarre und dem Gesang ist nahezu perfekt. Der Song ist mit hervorragenden Soli gespickt, die die Intensität dieses Stückes noch mehr hervorhebt. 
Der wohl bewegenste Song des Albums „Break You“ befindet sich an vierter Position. Für knapp die Hälfte des Stückes wird die gezupfte Akustik-Gitarre bemüht, bevor Kalle die E-Gitarre umschnallt und ein phantastisch, gefühlvolles Solo auf´s Parkett legt. Das geht mal so richtig unter die Haut – da stehen einem glatt die Tränen in den Augen – Hammer Geschichte sag ich euch. 

Und „Mirror“ hat noch einige Knaller mehr zu bieten. Die Songs sind durchweg in ruhigeren Fahrwassern zu Hause und sprechen wohl eher den Hörer an, der sich für echte Gitarrenvirtuosen begeistern kann. Es zeugt schon von großem Können, wenn dem Hörer das Gefühl gegeben wird, der Gesang würde durch die Gitarre weitergeführt werden. Hören kann man dies sehr eindrucksvoll im zehnten Song „Forbidden To Remain“, wo die Gitarre auf derselben Tonlage des Gesangs einsteigt und in gleicher Intensität und Harmonie dies weiterführt. Das Konzept mit zwei Sängern bzw. fast dreien zu arbeiten ging voll auf, vor allem weil alle einen ausgesprochen guten Job abliefern. So gesehen eine gute Möglichkeit, seine Ideen perfekt in die Tat umzusetzen, schließlich passt nicht jede Stimme zu jeder Melodie. „Mirror“ ist dadurch noch variabler und kreativer geworden. Dieses Album lädt zum Träumen und genießen ein. Vor diesen Melodien, den Songstrukturen und diesem wahnsinnig geilen Gitarrenspiel kann man sich nur niederknien. Danke!

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