Stil (Spielzeit): Neo- und Retro-Prog (1:05:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Rev'Prog (01.09.09)
Bewertung: 6,5/10
Links: www.ex-vagus.com, www.myspace.com/exvagusband
Das Album „Âmes Vagabondes" von EX-VAGUS gehörte sicherlich zu den pompösesten, kitschigsten und anarchischsten Platten, die ich 2006 besprechen durfte. Die 1996 gegründete Prog-Band aus Frankreich lieferte damals eine Art ProgRock-Oper ab, über die man eine Sache ohne Zweifel sagen kann: Sie löst heftige Reaktionen aus.
Zu theatralisch, zu sehr overacting war das Album, als dass es jemanden kühl lassen könnte. Alleine schon dieser Musical-mäßig überdrehte, durchgehend französich gehaltene Gesang! Aber es hatte nicht nur einige gute Songs, sondern auch eine sympathische Art, so als würden sich die Musiker ständig grinsend zuzwinkern und sagen: Na wollen wir doch mal sehen, ob der Hörer nicht vielleicht alles zu ernst nimmt!
Auf „Dream Object 5" gehen allerdings ausgerechnet die fünf Franzosen die Sache etwas ernster an: Englischer Albumtitel, englische Texte, komplett englisch gestaltetes Booklet: Ex-Vagus goes international. Dazu noch ernste Texte über dystopische Zukunftsträume. Egal ob Korruption, Umweltverschmutzung, Söldnertum/Militarismus oder industrielle Entmenschlichung – in einem breiten Rundumschlag nehmen sich EX-VAGUS bedrückender Themen an.
Dabei gönnen sie jedem Thema Zeit. Alle Songs sind über sechs Minuten lang, drei gar über zehn. Unter den Longtracks ist auch „Lostaway", ein vierteiliges Opus, das Sänger und Texter Eric Vedovati seinem verstorbenen Bruder widmet. Vergleichsweise kurz ist dagegen „Once Upon A Dime", eine desillusionierte, düstere, auf den Verlust von Liebe und Romantik in den zwischenmenschlichen Beziehungen abzielende Variante der Grimm'schen Märchen. Auf dem letzten Album wäre daraus eine leichtherzigere Version mit Kirmesmusik geworden.
Die schon auf dem letzten Album vor allem bezüglich der Gitarre und des Schlagzeugs etwas schwachbrüstige Produktion hat sich leider kaum verbessert. Im Mittelpunkt der verspielten, meist zwischen sanft und getragen wechselnden und teils sehr dramatischen Kompositionen stehen jedoch sowieso das schwülstige Keyboard und der immer noch sehr gewöhnungsbedürftige, operettenhafte Gesang, von dem ich wohl nie ein Fan sein werde.
Insgesamt hat die Theatralik minimal nachgelassen. Neben den neuerdings englischsprachigen (gelegentlich holprigen) Texten dürfte das EX-VAGUS zumindest ein paar mehr Fans verschaffen. Jenseits des überschaubaren Kreises der Prog-Fans jedoch wird die Band wohl auch in der Zukunft, die hoffentlich nicht ganz so düster wird wie von ihr prophezeit, kaum populärer werden. Diese Musik ist nunmal sehr speziell und bisweilen anstrengend. Für Prog-Heads mit Hang zu pompösen Klängen und intensiven Kompositionen ist „Dream Object 5" von EX-VAGUS aber einen Tipp wert.