Geschrieben von Busuzima Dienstag, 27 Juli 2010 16:15
Fruehstueckspause - Fux Du Hast Die Gans Gestohlen
Stil (Spielzeit): Punk (33:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Bandworm Records (14.05.10)
Bewertung: 4 / 10
Link: http://www.myspace.com/fruehstueckspausepunkrock
Wahnsinn... Kinderlieder durch den Kakao zu ziehen ist ja mal sowas von innovativ und an Kreativität kaum noch zu überbieten. Wenn man jetzt noch den Text eines Klassikers wie „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ etwas abändert, so dass die Thematik „Frauen“ auf höchst anspruchsvolle und subtile Weise augenzwinkernd behandelt wird, liegt auch der letzte Mann Tränen lachend unter dem Tresen seiner Stammkneipe. Mir tut immer noch das Zwergfell weh. Ja, ich weiß sehr wohl, dass Zwerchfell mit „ch“ geschrieben wird. Aber um mich auf das humoristische Niveau einer Band zu begeben, die Fuchs mit „x“ schreibt und Zeilen verfasst wie „Mein Schniedel, der blieb klein wie ein Strick“, gönne ich mir derartige Späße einfach mal. Wie man sieht, ist auch die dritte Scheibe der Thüringer Prollpunk-Gruppierung mal wieder ein Riesenspaß geworden. Und da Niveau und Humor in der Regel ja absolut inkompatibel zueinander sind, verzichtete man einfach komplett auf Ersteres und beließ es bei fulminanten Schenkelklopfern und den miesesten Reimen der Deutschpunk-Geschichte.
Ja. Bleiben wir bei der Wahrheit. Die Texte, die sich die Jungs von FRUEHSTUECKSPAUSE für „Fux Du hast die Gans gestohlen“ ausgedacht haben, sollten jeden deutschsprachigen Zuhörer wünschen lassen, mit einer anderen Muttersprache aufgewachsen zu sein. Denn ohne diese lyrisch manifestierte Dummheit hätte die Platte durchaus Potential. Musikalisch habe ich durchaus schon minderwertigeren Bands ein Ohr leihen müssen. Der Sound ist nicht allzu schrammelig, weist aber selbstverständlich die szenetypische Imperfektion auf. Auch die Songstrukturen sind in Relation zum Wettbewerb einigermaßen einfallsreich. Es gibt nicht bloß das obligatorische Geholze von Bass, Gitarre und Trommel in immer der gleichen Geschwindigkeit auf die Ohren. Zumindest nicht ausschließlich. Dazu gesellen sich auf „Fux Du hast die Gans gestohlen“ einige frische Ideen, Tempowechsel und tatsächlich etliche solide Melodien, die zum Mitgrölen einladen würden, wenn die Texte doch bloß nicht so verflucht dämlich wären. So aber bleibt das durchaus vorhandene Ohrwurmpotential bei den Melodien, die man ja immer noch mitsummen kann. Allerdings gibt es diese auch beim Großteil der Konkurrenz. Zum Kaufanreiz reicht dies also nicht unbedingt aus. Ich würde ja jetzt gerne mit einem anderen Grund dienen, sich dieses Album zuzulegen, doch fällt mir da leider keiner ein.
Es gibt zwar auch etwas genreuntypische Instrumente wie etwa eine Posaune und ein Piano zu bewundern, doch reißen diese auch nicht sonderlich viel raus. Zum einen beschränkt sich beispielsweise der Einsatz der Posaune auf den zugegebenermaßen recht gut tanzbaren Song „Berlintaxi“ und die drei unsagbar nervigen Interludes namens „Gundula“, „Sieglinde“ und „Elfriede“, welche die atemberaubend witzige Geschichte zum Albumtitel erzählen. Zum Anderen sind auch bei vielen artverwandten Formationen wie EISENPIMMEL oder DIE KASSIERER derartig ungewöhnliche Instrumentalisierungen keine Seltenheit. Gerade DIE KASSIERER, welche neben den Mülheimer Chaoten von LOKALMATADORE vermutlich die größte inspirative Quelle für die Prolls von FRUEHSTUECKSPAUSE darstellen, konnten stets durch besonders einfallsreiche Verwendung von allen möglichen Musikgerätschaften überzeugen. Dazu gesellen sich dann noch unfassbar dumme, aber dennoch kreative und teils sehr lustige Texte. Dagegen wirkt „Fux Du hast die Gans gestohlen“ eher wie ein mieser gescheiterter Versuch.
Naja, immerhin haben sie es versucht. Und zumindest in Sachen Soundgewand haben die Thüringer, die seit diesem Album auf störende Umlaute im Bandnamen lieber verzichten, im Vergleich zu den Vorgängeralben einen Schritt nach vorne gemacht. Ansonsten sind diese zehn Songs plus Interludes und einer Liveversion von „Männertag“ nur etwas für Vollblut-Prollpunks mit wenig Anspruch. Als Deutschpunk-Sympathisant kann ich dieser Scheibe zwar mehr abgewinnen als anderen, die ich mit vier Punkten bewertet habe, doch gemessen am Genredurchschnitt kann „Fux Du hast die Gans gestohlen“ einfach nicht überzeugen...