Stil (Spielzeit): Mathcore, Experimental Rock, Punk (20:03)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (25.09.06)
Bewertung: 4/10
Link: www.mayorsofmiyazaki.com
www.myspace.com/mayorsofmiyazaki
Dass der Bürgermeister der auf der südlichen Hauptinsel Japans gelegenen Provinzhauptstadt Miyazaki von der Existenz einer sich nach seinem Amt benennenden in London beheimateten Band Kenntnis hat, ist eher unwahrscheinlich. Deutlich wahrscheinlicher ist hingegen, dass er es nicht sonderlich lustig fände, dass die MAYORS OF MIYAZAKI ihre erste offizielle EP "Kancho" betiteln, was die japanische Bezeichnung für einen in Japan und Südkorea offenbar recht verbreiteten "Streich" unter Kindern ist, bei welchem ein Kind dem anderem in einem unaufmerksamen Moment die Zeigefinger dorthin zu stecken versucht, wo die Sonne nicht scheint!
Die EP umfasst fünf Songs bei einer Dauer von 20 Minuten und ist trotz der schwachen Produktion durchaus einige Zeilen wert. Denn was als Ein-Mann-Band in Cardiff mit zwei Demos begann, vervollständigte sich in der englischen Metropole zu einer dreiköpfigen Band, die sich in den verschrobenen Bereichen von Mathcore und Experimental Rock abmüht. Folglich wechseln auf "Kancho" die Einflüsse munter zwischen (Post)Hardcore, melodischem Punkrock, Indie und Alternative. Die genretypische Hektik und auch der Härtegrad sind jedoch eher gemäßigt, wodurch man sich trotz gelegentlicher Ecken und Kanten recht schnell reinhören kann.
Stellenweise gesellen sich trockene Riffs à la BIFFY CLYRO hinzu, für einige Sekunden bedient man sich beim Jazz und beim letzten Stück werden mehrere scheinbare Enden hintereinander gesetzt, bevor es dann dem tatsächlichen Ende entgegengeht.
Das alles könnte wirklich gut sein, denn die Ansätze sind zum großen Teil hervorragend und in ihrer kreativen Zusammensetzung im Sinne von AT THE DRIVE IN geradezu proggig, wenn nicht der Gesang in den cleanen Parts und der Sound insgesamt arg schwächlich daherkommen würden und wenn nicht die melodiösen (Punk) Rock –Parts so sehr nach einer x-beliebigen Nachwuchsband klingen würden, dass man gelangweilt zum nächsten Lied skippen möchte. Das tut man dann zwar doch nicht, da die Band durchaus für nette und im doppelten Sinne tolle Überraschungen gut ist, aber irgendwie vermiest es den Eindruck.