http://www.myspace.com/planlosde
Finde ich nicht gut… Warum lerne ich eine derartig erfrischende Band denn erst dann so richtig kennen, wenn sie bereits im Begriff ist, sich aufzulösen? Was für ein Geraffel. Der Bandname PLANLOS ist mir zwar schon lange geläufig; dass die vielfältige Mucke des Quartetts jedoch mehr zu bieten hat als plumpen Punk für niedere Ansprüche, ist bisher leider komplett an mir vorbeigezogen. Schade. Als langjähriger und eingefleischter Fan der vergleichbar radiotauglichen Pop-Punker DIE ÄRZTE hätte ich die fünf bisher erschienenen Studio-Alben von PLANLOS mit Sicherheit auf etlichen Parties rauf und runter laufen lassen und dann könnte ich die siebzehn bekannten Tracks, welche sich auf der zweiten der beiden Scheiben ihrer selbstbetitelten Abschieds-Doppel-CD befinden und wohl stellvertretend für die siebzehn Jahre Bandgeschichte stehen sollen, nun von Anfang an mitgrölen. Denn der Mitsingfaktor wird bei den vier sympathischen Soft-Punks aus Nordrhein-Westfalen auf alle Fälle groß geschrieben.
Wenn man es von dem Standpunkt aus betrachtet, dann weisen PLANLOS eigentlich sehr viel mehr Parallelen zum Deutschpunk-Aushängeschild DIE TOTEN HOSEN auf als zu den etwas weniger Hymnen-orientierten und dafür deutlich humorvolleren Ohrenärzten. Zum Teil klingen die Tracks der Planlosen exakt wie die Erzeugnisse von Campino und Konsorten. Das bezieht sich dabei sowohl auf die Musik als auch auf die textlichen Ergüsse. Und darüber hinaus auch auf sämtliche Schaffensphasen der sich zur Ruhe legenden Band. Denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei dem hier besprochenen Album um eine Doppel-CD, bestehend aus einer sieben neue Tracks enthaltenden EP und eben einer Kompilation, welche die besten oder charakteristischsten Tracks der fünf vorangegangenen Alben umfasst. Und als bisher komplett unkundiger Konsument muss ich sagen, dass ich kaum heraushören kann, welche Songs älter und welche neuer sind. Eigentlich klingen die Jungs von PLANLOS durchgehend einfach nach PLANLOS. Und immer wieder halt auch mal nach den Hosen.
Allen, die sich ebenfalls bisher nicht mit dieser Band befasst haben, möchte ich an dieser Stelle einige Anspieltipps liefern. Mein absoluter Favorit ist das ebenso ausgelassene wie mitreißende „Gruß aus Ibiza“ von der ersten Scheibe namens „Spiel Des Lebens“. Von der zweiten Platte „Verraten & Verkauft“ kann ich besonders das diese Kollektion sehr treffend abschließende „Glanz & Gloria“ empfehlen. „Sucht nach mehr“ vom Album „Champagner & Zigarettenqualm“ ist zwar nicht so partytauglich, besticht jedoch trotzdem durch seinen herzblütigen Refrain. Extrem gutgelaunt gestaltet sich hingegen das melodische „Goldene Zeiten“ von der „Klartext“. Und auch vom letzten Album „Feuer & Flamme“ erweisen sich die heiteren Tracks als die effektivsten Ohrwürmer. So ist „Music is my girlfriend“ mit seiner „Sex, drugs & Rock’n’Roll“-Attitüde auch einer der besten Tracks der ganzen Zusammenstellung. Sowieso passen Party-Songs viel besser zu einer Band wie PLANLOS als Balladen. Punkbands sollten einfach die Finger von gezwungen stimmungsvoll gestalteten Texten und trauriger Atmosphäre lassen. Ganz allgemein.
Denn dies geht meistens in die Hose. Auch gerne mal in die tote Hose. Doch letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob er mit miesepetrigen Tracks wie „Der Brief“ etwas anfangen kann. Auch auf der Scheibe mit den sieben neuen Tracks, die PLANLOS „...Ziehen Den Stecker“ tauften, befinden sich sowohl melancholische Titel wie „Für Dich“ und der scheinbar offizielle Abschiedssong „Alles“ als auch mitreißende Partykracher wie „Vokuhila“, das an Billy Idol angelehnte „Pogo mit mir selbst“ und der schunkeltaugliche Rausschmeißer „Flaschenbier“. Insgesamt haben sich die vier Herren für ihr allerletztes Lebenszeichen noch einmal ein paar wirklich gute, gemessen am Genre-Durchschnitt musikalisch hochwertige und abwechslungsreiche Songs ausgedacht, welche recht massenkompatibel sind, von der Band selber mit einem guten Sound versehen wurden und zusammen mit der „Best of“-Scheibe einen würdevollen Schlussstrich ziehen. Ich wünsche Euch alles Gute, Jungs...
Stil (Spielzeit): Pop-Punk (30:11 & 59:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Supermusic / Alive AG (15.10.10)
Bewertung: 8 / 10