Link: http://www.myspace.com/fracticalillusion
Irgendwas zwischen Deathmetal und Volksmusik… So nennt die Promotionabteilung, welche sich für die Vermarktung von „Puzzle“ verantwortlich zeichnet, die darauf zu vernehmende Stilrichtung. Nun gut, ich persönlich nenne so etwas ja gemeinhin „amerikanisch beeinflusste College-Skate-Pop-Punk-Rock-Kinderkacke“ oder auch schlicht und einfach „College-Rock-Ami-Punk“. Kurz „Crap“. Aber mich fragt ja niemand. Und trotzdem gebe ich hier nun meinen unqualifizierten und übelriechenden Senf zu dieser Ansammlung von Kinderliedern ab. Tja, dumm gelaufen für die vier ebenso sweeten wie crazyen Toyboys aus Kalifornien. Oder war es doch bloß das Saarland? Egal. Who cares? Auf alle Fälle muss die Herkunft des ebenso cuten wie insanen Quartetts so sonnig und blumig sein, dass einem dort ohne Unterlass die Sonne aus dem Arsch scheint. So klingen zumindest die zwölf musikalischen Erzeugnisse, welche auf „Puzzle“ nun zwischen bösartigstem Deathmetal und omatauglichster Volksmusik hin- und herpendeln. Von Melancholie ist in der Promo-Information die Rede. Was? Wo? Da scheint wohl mal wieder etwas vollkommen an mir vorbeigezogen zu sein. Oder geht etwa der hüpftauglich besungene Verlust der letzten großen Liebe, mit der man jetzt schon ganze zwei Wochen ging und die kurz vor dem Heiratsantrag ihre Zahnspange mit dem Speichel eines Anderen besudelte, als melanchloisch durch? Ich weiß nicht, ob ein derartiger Verlust auf „Puzzle“ besungen wird. Die Texte habe ich mir nicht durchgelesen und beim Genuss der Musik war ich viel zu sehr damit beschäftigt, im Zimmer auf und ab zu springen und es trotz der Anweisungen meiner blöden Mutter nicht aufzuräumen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein solcher oder zumindest ein vergleichbarer Text im Repertoir von F.I. zu finden sein wird...
So, nachdem ich mich nun ausreichend über die mangelhafte Seriosität der niedlichen Jungs ausgelassen, meinen Standpunkt dazu verdeutlicht und mich damit als echter Kerl bewiesen habe, sollte zumindest klargestellt sein, welche Zielgruppe von F.I. angesprochen, überzeugt und zum Rauchen verführt werden soll und wird. Wer das zwölfte Lebensjahr bereits hinter sich gelassen hat, gehört leider nicht mehr dazu. Nicht ohne Grund betitelten die Jungs ihr Debutalbum „Puzzle“. In Verbindung mit dem an die Glücksbärchis erinnernden Artwork ist somit zumindest gewährleistet, dass sich nicht versehentlich ein Freund von richtigem Punk, Deathmetal oder Volksmusik daran vergreift. Und das ist auch gut so. Könnte zu schweren Enttäuschungen führen. Doch genug geschimpft. Es muss ja auch rebellische Musik für die jüngeren Generationen geben. Und versetzt man sich mal in deren Lage, dann sind F.I. mit Sicherheit gar nicht mal so schlecht. Also streckenweise war ich während des Hörgenusses von „Puzzle“ durchaus verleitet, debil zu grinsen und den Kopf im beschwingten Takt hin und her zu werfen...
Und das ist es ja immerhin auch, was die Jungs beabsichtigen. Für sonnige Tage am Strand von Florida oder eben Dillingen/Saar sind die zwölf Tracks sicher bestens geeignet. Fast alle Titel sind mit einem eingängigen Refrain ausgestattet, der teilweise sogar nachhaltig im Ohr hängenbleibt. Ob man das nun spitze findet oder sich wünscht, man wäre tot. Hausaufgaben in Sachen Eingängigkeit und Melodie haben die Vier ganz offensichtlich stets brav absolviert. Lehrer waren in dem Fall vermutlich BLINK 182, SUM 41, GOOD CHARLOTTE und wie sie alle heißen oder hießen. Dieser ganze Kram, der auf VIVA nun durch Dating-Shows und im Radio durch noch viel schlimmere Postpunk-Scheußlichkeiten ersetzt wurde. In diese Kerbe schlagen F.I. noch heute...
Originell ist dies natürlich nicht und die Ohrwürmer werden vermutlich auch nur relativ kurz anhalten, doch zumindest für den Moment wird den Kiddies hiermit kurzweilige und fröhlich schnelle Stromgitarrenkost geboten, die so simpel ist, wie sie eben sein muss, und von einer typisch kindlichen Stimme gekrönt wird. Andere Bands in diesem Genre machen das auch nicht besser. Ich denke, F.I. bieten gemessen am Wettbewerb schon solide durchschnittliche Kost. Der geneigte Hörer sollte nur eben aus dem Puzzlealter noch nicht heraus sein...
Stil (Spielzeit): College-Rock-Ami-Punk (35:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Antstreet Records / New Music Distribution (25.03.11)
Bewertung: 5 / 10