Rudes - Elevator Up

Rudes

Stil (Spielzeit): Punk’n’Roll (40:23)
Label/Vertrieb (VÖ): My Redemption Records (04.04.11)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/the-rudes

Hört sich besser an als es aussieht… Verspricht das zwar durchaus stimmig gestaltete, aber auch irgendwie gerade im Verhältnis zum Bandnamen recht harmlos wirkende Coverartwork der mittlerweile zweiten Scheibe der RUDES aus Bayern auf den ersten Blick vielleicht noch poppige Rockmusik der ganz radiotauglichen Sorte, so wird dieses Versprechen durch eine erste Hörprobe sofort wieder relativiert. Denn die dreizehn beschmutzten Punkrock-Granaten auf „Elevator Up“ besitzen zwar durchaus einen gewissen poppigen Touch, da sie allesamt recht eingängig gestaltet und stets im lässigen Midtempo gehalten wurden, doch scheint die ungehobelte Rock’n’Roll-Attitüde der fünf Malgersdorfer zu jeder Zeit deutlich genug durch, um sich vom alternativen Radiorock etwas abzuheben. Und so beschleichen den geneigten Hörer nicht etwa Vergleiche zu Bands wie MANDO DIAO oder gar TOCOTRONIC, sondern viel mehr zu solch dreckigen und weniger massenkompatiblen Punk’n’Roll-Kapellen wie THE HELLACOPTERS oder GLUECIFER. Das gefällt. Mir zumindest. Allerdings muss ich wohl zu meiner Schande eingestehen, dass meine Bewertung aufgrund der Tatsache, dass ich nach Betrachtung des Artworks positiv überrascht wurde, deutlich besser ausfällt, als wenn mich ein richtig rüpelhaftes Cover auf entsprechend grobe Punkrockklänge vorbereitet hätte. Denn in dem Fall wäre ich sicher von den verhältnismäßig sanften Tönen, welche auf „Elevator Up“ angeschlagen werden, enttäuscht gewesen. Das ist mir zwar durchaus bewusst, doch ist es mir ebenso egal...
Denn ich kann über die Tatsache nicht hinweg sehen, dass es mir tatsächlich durchgehend Freude bereitet, den dreizehn angenehm melodischen Tracks zu lauschen, welche von dem sympathischen Quintett aus dem Süden Deutschlands für diese Scheibe eingespielt wurden. Die Songs leben überwiegend von ihren relativ eingängigen Refrains, den zu einer ebenso unaufdringlichen wie leicht verdaulichen Einheit zusammenschmelzenden Instrumenten und der prägnant rauchigen Stimme von Frontmann Florian Siebeck. Als Anspieltipp ist an dieser Stelle das fröhliche und hitverdächtige „Thanx“ anzuführen. Aber auch das die Platte perfekt abschließende „Suicide Suze“ hinterlässt durch seinen schwungvollen Refrain einen äußerst positiven und dadurch bleibenden Eindruck. Und das ist für den letzten Track eines Albums natürlich optimal. Besser als den Gesamteindruck durch eine langweilige Ballade am Ende noch zu verderben. Aber Balladen sind sowieso nicht das, was einem einfällt, wenn man an die RUDES denkt. Auf „Elevator Up“ ist kein einziger Titel zu finden, der dieser Bezeichnung gerecht werden würde. Das musikalische Konzept wird von den fünf Jungs wirklich ziemlich konsequent durchgezogen...

Und dieses Konzept sieht folgendermaßen aus: Rockige, aber nicht unbedingt wilde Gitarren und ein verhältnismäßig dezenter Bass bilden die mehr oder weniger melodische Grundlage und werden von meist recht simplen, aber effektiven Midtempo-Drummings, welche nur sehr selten auch mal in etwas schnellere Gefilde übergehen, begleitet. Das Ganze wirkt dadurch ein wenig punkig, hat seine Wurzeln jedoch ganz klar im klassischen Rock’n’Roll. Der Sound ist zwar etwas zu glatt für richtigen Rotzrock, fügt die einzelnen Komponenten jedoch sehr harmonisch zusammen. Insgesamt gibt es kaum stilistische Seitenschritte zu vermerken und aufdringliche Gitarrensoli sind glücklicherweise auch recht rar gesät. Also die vierzig Minuten vergehen fast wie im Flug, wenn „Elevator Up“ aus den Boxen schleicht. Höchst angenehm. Was aus den Songs dann teilweise richtige Ohrwürmer macht, das ist jedoch hauptsächlich die Stimme von Herrn Siebeck...

Sein rauchiges und gut bekömmliches Organ wird zwar nicht übermäßig in den Vordergrund gerückt, bildet jedoch den wichtigsten Stützpfeiler für die meisten Titel. Glücklicherweise ist den englischsprachigen Texten auch ihre deutsche Herkunft nicht anzuhören. Also eigentlich haben die Jungs alles richtig gemacht. Mir persönlich ist Produktion sowie Attitüde der Platte zwar etwas zu glattgebügelt, aber da „Elevator Up“ auch nach etlichen Durchläufen dennoch stets ausgelassenes Kopfnicken bei mir auslösen kann, vergebe ich gerne acht Punkte...