Stomper 98 - Antisocial EP

Stomper_98

Stil (Spielzeit): Oi! (22:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Sunny Bastards (27.05.11)
Bewertung: 8 / 10

Link: http://www.myspace.com/stomper98de

Für immer... Für immer... Für immer antisocial! Für immer Außenseiter. Für immer Skinhead. Für immer stolz. Für immer Ehre, Zusammenhalt, Klassenkampf, erhobener Mittelfinger und der ganze Kram, der nun mal zu einer Glatze aus Überzeugung dazugehört. Bei den sechs Herren von STOMPER 98 kann man sich auf alle Fälle sicher sein, dass sich bis zum letzten Atemzug nicht das Geringste an deren Skinhead-Attitüde ändern wird. Das ist Beständigkeit auf höchstem Niveau. Songtitel wie „Zu jung (um alt zu sein)“ und die dazugehörigen Texte, welche sich immer und immer wieder nur um das eine Thema drehen, sprechen für sich. Das Einzige, was diese überzeugten Adoleszenzverweigerer daran erinnert, dass zumindest um sie herum tatsächlich Zeit vergeht, das wird die stetig schwindende Anzahl an Haaren sein, welche es jeden Morgen abzurasieren gilt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass auf der neuen Scheibe des Sextetts aus Göttingen die selbe Art von Musik geboten wird, welche auch sämtliche vorangegangenen Veröffentlichungen von STOMPER 98 schon zu echten Perlen der Szene machte. Und das selbstverständlich in der selben hervorragenden Qualität wie immer. Wobei die musikalische Leistung hier ja eigentlich eher nebensächlich ist. Primär geht es natürlich um die Verdeutlichung der Lebenseinstellung, um welche sich das gesamte Dasein der Herren dreht...
Und obwohl ich diesen Umstand wirklich sehr bedauere, sehe ich mich doch leider irgendwie gezwungen, an dieser Stelle für alle Idioten, die es immer noch nicht begriffen haben, noch einmal klarzustellen, dass besagte Lebenseinstellung mit rechtem oder auch rechtslastigem Gedankengut nicht das Geringste zu tun hat. Trotz Glatze. So. Man kann STOMPER 98 also guten Gewissens mögen und das sollte auch nicht sonderlich schwerfallen. Sofern man denn für ehrlichen Oi!-Punk mit leichtem Ska-Einschlag etwas übrig hat. Sollte dies der Fall sein, dann kann man bei „Antisocial“ wirklich nahezu bedenkenlos zugreifen. Denn die sechs von einem äußerst bezeichnenden Intro eingeläuteten Kompositionen hierauf besitzen alles, was man von derartigem Streetpunk erwartet. Simple, aber gerade dadurch auch sehr eingängige Refrains mit leicht verständlichen Aussagen, dreckige Drummings, die stets zu rhythmischer Bewegung anregen, etwas drucklose, aber durchgehend stimmige Gitarren ohne großartige Ausschweifungen, entspannte Bassläufe und die charakteristisch hohe Grölstimme, welche sämtliche Tracks zu echten Ohrwürmern mutieren lässt, bilden die Grundlage für dieses wild lodernde Oi!-Feuerwerk...

Abgerundet wird dies alles durch die für STOMPER 98 typischen Bläser, welche für einen zu jeder Zeit subtil präsenten Ska-Touch sorgen und auch die sechs neuen Songs wieder recht unbeschwert im Vergleich zu sonstigen Genrevertretern wirken lassen. Zwar sind die Texte des Sextetts trotz sozialkritischer und äußerst unzufriedener Inhalte sowieso schon immer verhältnismäßig friedfertig, doch ausschlaggebend für dieses beschwingte Gefühl, welches den geneigten Hörer bei STOMPER 98 stets überkommt, dürften wohl die sehr angenehmen Saxophon-Einlagen sein. Diese sowie die Vorliebe der Jungs für simple Melodien und eine stets tanzbare Geschwindigkeit sorgen dafür, dass die Tracks lange im Ohr hängen bleiben. Da scheinen die großen Vorbilder der sechs Herren durch. Was Bands wie THE BUSINESS oder COCK SPARRER einst in verhältnismäßig mieser Soundqualität präsentierten, führen STOMPER 98 heute in etwas modernerem Gewand fort. Wenn auch der Sound noch immer ein wenig zu wünschen übrig lässt...

Doch da drückt man gerne mal ein Auge zu angesichts der ausgeprägten Eingängigkeit der Titel. Und auch die nahezu nicht vorhandene Weiterentwicklung der Band stört in Anbetracht der gerade dadurch äußerst glaubwürdigen Attitüde nicht im Geringsten. Denn trotz etlicher Besetzungswechsel innerhalb der Band sind STOMPER 98 heute noch immer das, was sie schon im Jahre 1998 waren. So muss das sein. Mein absoluter Favorit auf dieser Scheibe ist übrigens die sehr eigenwillig eingedeutschte Version von „The green fields of France“, was hier „Es ist an der Zeit“ genannt wird und die Platte auf krass emotionale Weise abrundet...