Bad Stuff - Responsibly Unaware

Bad_Stuff

Stil (Spielzeit): Pop-Punk (31:15)
Label/Vertrieb (VÖ): Antstreet Records (01.04.11)
Bewertung: 6 / 10
Link: http://www.myspace.com/bad.stuff

Kein Aprilscherz… Wenn auch sowohl das Releasedatum dieser Debutscheibe als auch der etwas irreführende Bandname derartiges vermuten lassen könnten, so liegt mir hier doch ein ganz und gar nicht scherzhaft gemeinter erster Gehversuch einer jungen und aufstrebenden Formation vor, die hiermit ernsthaft versuchen will, in der poppigen Skatepunk-Szene Fuß zu fassen. So richtig fest mag der Fuß zwar noch nicht wirklich sitzen, aber mit einigen weiteren Bemühungen, sich einen lässigen und selbstbewusst aufrechten Gang anzugewöhnen, sollte das auf lange Sicht ein nicht sonderlich großes Problem darstellen. Potential ist auf alle Fälle vorhanden. Die Jungs agieren zu dritt und verzichten auf überflüssige Arrangements, welche die zehn Titel ihrer ersten Platte „Responsibly Unaware“ großartig vom Wettbewerb in diesen musikalischen Gefilden abheben könnten, was dort auch eher nicht so gern gesehen ist. Auf der anderen Seite versucht das Trio allerdings auch, sich irgendwo in einer Art Grauzone zu etablieren, denn es werden sowohl stilistische Aspekte von richtigen Skatepunk-Kapellen wie LAGWAGON oder NOFX aufgegriffen als auch poppige Vorgehensweisen von Radiorockern wie BLINK 182 oder DOG EAT DOG...
Die Band selber beschreibt ihren Stil als Mischung aus Punk, Pop und Alternative. Nun gut, den letzten Begriff könnte man meines Erachtens auch gerne weglassen, denn eigentlich ist hier eine astreine Mischung aus Punk und Pop zustande gekommen, welche ansonsten nicht unbedingt viel Abweichendes zu bieten hat. Von modernem Pop beeinflusster Punkrock ist natürlich sowieso schon auf seine eigene Art alternativ, aber mit dieser Stilbezeichnung wird dem potentiellen Käufer eventuell ein wenig mehr Abwechslung suggeriert, als die Scheibe letztendlich zu bieten hat. Tja, realistische Selbsteinschätzung ist halt immer so eine Sache. Und diesbezüglich haben unsere drei Nachwuchsrocker aus Italien schon viel grundlegender ein nicht unbedingt sicheres Händchen bewiesen. Von einer Formation, die sich BAD STUFF nennt, könnte man sicher ein wenig mehr rotzige Attitüde erwarten. Genaugenommen klingt „Responsibly Unaware“ jedoch alles andere als rotzig. Viel eher fröhlich, beschwingt und fast schon richtig brav. BAD STUFF spielen also nicht etwa bösen Stoff, sondern „Punkrock that even your mom would like“, wenn der kleine Verweis auf die Familienmetaller von VOLBEAT an dieser Stelle erlaubt ist...

Doch davon einmal abgesehen können die Jungs mit ihren sommerlich ausgelassenen und recht eingängigen Klängen schon einigermaßen überzeugen. Man nehme also den Kochtopf, in dem schon all die mehr oder weniger gleich klingenden amerikanischen Punkkapellen wie PENNYWISE, NO USE FOR A NAME oder eben NOFX zusammengebraut wurden, um das diesen Bands zugrunde liegende Kalifornien-Feeling aus den Resten zu extrahieren, würze dies jedoch mit radiotauglicheren Rhythmen, harmloseren Texten und einigen strukturellen Variationen im Stil von beispielsweise BAD RELIGION und rühre das Ganze letztendlich in einem angemessen gezügelten Midtempo um. Schon hat man das hier vorliegende Album auf dem Esstisch stehen. Ein Album, welches mit Sicherheit seine Fangemeinde finden wird, wenn auch Anhänger von NOFX und derartigen Formationen vielleicht ein wenig Power und Tempo vermissen werden und der BLINK 182-Fraktion BAD STUFF möglicherweise etwas zu hart klingen...

Das italienische Trio beschreitet nun mal einen einigermaßen ausgewogenen Mittelweg. Die Saiteninstrumente drücken streckenweise verhältnismäßig gut, wohingegen das Schlagwerk zeitweise etwas lahmarschig und ideenlos daherkommt. Doch um Geschwindigkeit geht es hier auch nicht. Das Hauptaugenmerk liegt auf Melodie, welche dem geneigten Hörer primär durch den leider ein wenig eintönig wirkenden Gesang vermittelt werden soll. Dieser gibt sich wirklich beste Mühe, dies fast ununterbrochen durchzuhalten, doch so richtig zünden wollen die Melodien leider eher selten. Diese sind zwar oft recht eingängig, gehen aber auch schnell wieder aus dem Ohr heraus. Man hat es hier also mit einer wenig originellen, aber zumindest kurzweiligen Platte zu tun, die sich bestens für sonnige Tage und Teenagerpartys eignet...