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Sehr viel besser, als der erste Eindruck vermuten lässt... Obwohl diese Berliner Punkkapelle nun schon seit etwa elf Jahren durch die Undergroundschuppen der lokalen Szene tingelt, so scheine ich doch nicht der einzige durchaus Punkinteressierte zu sein, der vom Wissen über die Existenz dieser Formation bisher vollkommen verschont geblieben ist. Und so war mein erster Eindruck von dieser Scheibe selbstverständlich auch gänzlich unvoreingenommen und somit abhängig von Albumtitel, Artwork und Bandnamen. Und da Letzterer eher auf Funpunk der Marke WIZO oder TERRORGRUPPE schließen lässt, woran auch der zumindest etwas niveauvoller anmutende Titel und das künstlerisch pseudo-wertvolle Cover nicht viel ändern können, ging ich verhältnismäßig emotions- und erwartungslos an die Platte heran und war darauf vorbereitet, mir die nächste halbe Stunde mit vierzehn anspruchslosen, kurzweiligen und leicht zugänglichen Saufliedern zu vertreiben. Doch weit gefehlt. Mal abgesehen davon, dass „Der Luxus Unter Wilden Tieren“ mit guten vierzig Minuten überdurchschnittlich lang für eine Punkplatte ausgefallen ist, wird der geneigte Hörer gleich beim ersten Song feststellen, dass man es hier ganz und gar nicht mit humorvollem oder gar albernem Material zu tun hat, sondern viel eher mit cleveren Texten zu ideenreichen Klängen in einer fast schon düsteren Atmosphäre...
Bei einem solchen quantitativ sowie qualitativ hohen Niveau sieht man es den fünf kreativen Lokalpatrioten aus unserer schönen Hauptstadt dann auch bereitwillig nach, dass sie auf ihre zweite offizielle Veröffentlichung ganze neun Jahre haben warten lassen. Diese ausgiebige kreative Schaffensphase hat sich ausgezahlt. Wer bereits mit dem Debutalbum „Mächte Des Alltags“ vertraut ist und die Jungs damals schon klasse fand, der wird sicher nicht enttäuscht sein, wenn die vierzehn Tracks auf „Der Luxus Unter Wilden Tieren“ aus den Boxen schallen und die bis auf eine Ausnahme deutschsprachigen Lyrics zum Nachdenken anregen. Denn das hier vorliegende Werk vermag seinen Vorgänger in Sachen Songwriting und Originalität locker zu überbieten. Einen Großteil der Genrekonkurrenz übrigens auch. Wenn auch nicht unbedingt jede Idee so richtig überzeugen mag, so kann man doch nicht leugnen, dass diese fünf Herren wahrhaftig kreativ an ihren Songs gefeilt haben und durch den Einsatz von vielen unterschiedlichen stilistischen Einflüssen ein relativ außergewöhnliches Album auf die Beine stellen konnten...
Nun gut, vorrangig mag man es hier zwar noch immer mit recht typischem Deutschpunk der hochwertigeren Sorte zu tun haben, doch was KUMPELBASIS vom Wettbewerb abhebt, das sind die detailverliebten und tellerrandüberschreitenden Arrangements. So wird der Punkrock des Quintetts gerne mit ziemlich rotzigen Schweinerockklängen vermengt und zudem finden einige ungewöhnliche Instrumente wie diverse Bläser und eine Hammondorgel ihren Platz in den Songstrukturen von KUMPELBASIS. Des Weiteren wurde eine ordentliche Portion Ska und Reggae in das stlistische Repertoir aufgenommen. Das Prägnanteste an den vierzehn Titeln ist jedoch diese düstere und beklemmende Atmosphäre, welche eingangs bereits kurz angeführt wurde und sich durch einen Großteil der Songs zieht. Das lässt diese Platte zwar nicht unbedingt ungeeignet für die Rotation auf einer Party sein, drückt jedoch sowohl subtil als auch bei genauerem Hinhören fast durchgehend ein wenig auf das Gemüt des Zuhörers. Dies wird sowohl durch die leicht schwermütigen Gitarren als auch durch die metaphorisch verpackten Texte erreicht...
Die rauchige Krächzstimme des Frontmannes tut dabei ihr Übriges, eine kühle Stimmung zu verbreiten, und obwohl das Schlagzeug gerne auch in einer punktypischen Geschwindigkeit geknüppelt wird, ist das gesamte Tempo nicht selten verhältnismäßig langsam. Dies tut der Eingängigkeit der Titel jedoch keinen Abbruch. Am ehesten lässt sich KUMPELBASIS wohl mit DRITTE WAHL vergleichen. Hier wird wirklich fast durchgehend hohe Qualität geboten. Das Einzige, was da etwas aus dem Rahmen fällt, ist der Sound, welcher die Gitarren etwas zu dünn und die Drums zu blechern klingen lässt. Es bleibt nun mal trotz allem Punk...
Stil (Spielzeit): Punk (40:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Destiny Records (24.06.11)
Bewertung: 8 / 10