Stil (Spielzeit): Punk / Screamo / MetalCore (45:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Plainsong / Al!ve (16.05.08)
Bewertung: 5,5 / 10
Link: http://www.morethancrossed.com/new/index.htm
http://www.myspace.com/mtcberlin
Ah, mal wieder ein Album für die Szene-Polizei. Sind MORE THAN CROSSED glaubwürdig oder die große Abzocke?
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Einiges weist auf den vorher geplanten und durchgestylten Wurf hin. Das Infoschreiben ist, gelinde gesagt, ziemlich großmäulig und macht die Band nicht wirklich sympathisch, die Fotos sprechen da auch eine ähnlich Sprache und wenn ich auf ihrer Homepage im Merch-Bereich bei einem Bild schon den Otto-Katalog, Dessous-Abteilung im Kopf habe, ist dass so eine Sache…
Aber kümmern wir uns mal um die Musik. Und verdammt, ich habe das gleiche Problem: Die Mucke ist so ziemlich das Rundum-Sorglospaket für alle die vom Punk zum Metalcore gekommen sind. Ich finde KILLSWITCH ENGAGE und IT DIES TODAY, aber auch frühe BULLIT FOR MY VALENTINE, THE USED, Screamo fast ohne Geschrei (bzw. nur in den Hintergrund gemischt). Eine absolute Emostimme (zum Glück nicht so hoch) und MelodyCore/Poppunk und zwei Beinahe-Balladen (teilweise mit grausigem Gesang). Viel massenkompatibeler kann man zur Zeit wohl kaum sein…
Die Mucke auf dem Debütalbum beinhaltet so ziemlich alles, was der moderne „Core-Hörer“ so mag, ohne dabei in die „böse Ecke“ zu driften. Natürlich sind die Gitarren runter gestimmt und es wird ein wenig gemosht, aber nur so viel, wie der Mainstreamhörer verkraftet. Eine Kollgin von mir steht z.B. auf HipHop und kriegte das Kotzen, als ich sie mal MetalCore gehört hat. BULLIT FOR MY VALENTINE mag sie aber – von wegen singen und nicht schreien. Und ähnlich verhält sich das mit den vier Berlinern auch. Die Spielweise wurde zwar aus allen Bereichen zwischen Punk und Metal adaptiert, aber das Ergebnis ist niemals „zu heftig“.
Was gebe ich denn jetzt für eine Punktzahl dafür? Die Songs sind gut gespielt – dafür nervt mich die Stimme. Es wirkt sehr massenkompatibel und wenig individuell – ist aber druckvoll. Manche Songs wirken, als hätte man sie nur wegen der Nähre zu bestimmten Stilrichtungen mit aufgenommen – dafür sind sie aber abwechslungsreicher, als so manch andere Band. Die Songs an und für sich sind gar nicht schlecht und die Produktion ist auch gut. Und auch wenn ich es mir in ein paar Tagen noch anders überlegen könnte, möchte ich hier nicht bei der Szenepolizei mitmischen und gebe 5,5 Punkte. Man muss sich halt nur überlegen, ob man der richtige dafür ist. Wer seinen Punk, Screamo oder Metal unverfälscht mag und nichts für die anderen beiden Richtungen übrig hat, für den sind MTC mit Sicherheit falsch. Wer mit dem Stilmix gut leben kann und eh eher auf die melodische und streckenweise poppige Schiene steht, der ist hier vermutlich richtig. Mein Stiefel ist das nicht, aber dass soll ja hier nicht das Zünglein an der Waage sein.