Stil (Spielzeit): Screamo / Posthardcore / Alternative (48:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Intono / Rough Trade (27.01.12)
Bewertung: 7,5/10
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Zwar habe ich mir beim Durchhören der Platte bereits gedacht, es könnte sich um eine deutsche Band handeln, allerdings wollte ich das nicht vom musikalischen Standpunkt aus festmachen – hier haben BLAKVISE aus Hannover/Soltau nämlich ganz schön was zu bieten. Aber vom Sound her sind sie nicht so over the top wie manch andere Kapelle von über'm Teich. Auf ihrem ersten Full Length (nach einer EP 2010) zeigt sich der Vierer extrem abwechslungsreich, stiloffen und überzeugend. Da ist das „Made In Germany" als Gütesiegel zu deuten.
Allerdings muss man auch klar sagen, dass BLAKVISE sich nicht ohne Spuren durch ihre elf Songs bewegen: Bereits im sehr guten Opener höre ich EVERY TIME I DIE, die melodischen UNDEROATH und THE BLACKOUT. Im weiteren Verlauf hört man noch hier ein wenig THRICE, dort vielleicht mal MUSE, einige poppigere Bands und wasweisichnichtwen. Hört sich jetzt erst mal nach Zusammengeklaube an, ist es aber nicht – wer kann schon das Rad neu erfinden? Viel wichtiger ist es doch, es für sich selber passend zusammenzusetzen.
Und da machen BLAKVISE Vieles richtig: sie besetzen keine kleine Schublade und machen einen auf Hippster oder Szenestudent – sie positionieren sich lieber im Spannungsfeld zwischen Screamo, Posthardcore und Alternative Rock (so ist die ziemlich bemerkenswerte Clean-Stimme zwar hell und klar, klingt aber nicht wirklich „emo"). Mal wird böse geschrien, dann kommt auf einmal wieder ein Song mit total sonnigem Pop-Refrain („A Promise From Older Days"), dann kommt eine Klavierballade und so weiter. Ok, die Wechsel zwischen Hart und Zart sind nicht grade neu, aber wirken hier eben nicht wie aus einer Formelsammlung abgelesen, sondern frei erspielt.
Zwar haben die vier Jungs noch ein wenig Luft nach oben, was den Hitfaktor angeht, dennoch sind eigentlich alle Stücke gut und die Platte macht einfach Spaß. Zwar sind auch BLAKVISE nicht der nächste Schritt in der musikalischen Evolution, aber ich habe eine Menge Bands gehört, die sich an den gleichen genannten Bands bedienen und dabei wesentlich weniger nach sich selber klangen. Eine Band, die in Zukunft noch mal von sich hören machen könnte!
p.s
Jetzt habe ich nach Beendigung meines Reviews gesehen, dass ich vor zwei Jahren bereits ihre EP besprochen hatte: damals habe ich ihnen vorgeworfen, trotz klarer Fähigkeiten keine eigene Note zu haben. Ich würde sagen, da sind BLAKVISE im Jahre 2012 doch um einiges gewachsen. Zwar können sie ihre Einflüsse nicht verbergen, setzen sie aber wesentlich geschickter zusammen. Schöne Weiterentwicklung!