Stil (Spielzeit): Dance Punk / Pop (44:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Sony Music (11.05.12)
Bewertung: 8 /10
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GOSSIP haben glücklicherweise mittlerweile die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Auch wenn Beth Ditto von der Presse und auch von eleganten Herren wie Karl Lagerfeld als „feine Diva und Dame von Welt mit Stil" geadelt wurde, während Stefan Raab sie eine „Wuchtbrumme" nannte... sie ist noch genau so natürlich geblieben, wie vor einigen Jahren und erzählt auf den Konzerten vor der Zugabe gerne mal, dass sie gerade hinter der Bühne noch sch.... war. GOSSIP kommen eben aus der derben punkigen Ecke, diese Einstellungen hat sich die Band, bestehend aus Hannah (Schlagzeug), Beth (Gesang) und Nathan (Gitarre), bewahrt. Nicht zuletzt Dank Rick Rubin klang die Band auf dem letzten Album „Music For Men" trotzdem fokussierter denn je, deshalb war ich natürlich gespannt auf den Nachfolger.
Schon die Vorabsingle „Perfect World" hat mich, trotz Airplay bis zum Erbrechen, sehr begeistert. Der typische Gossipsound, gekrönt von Beths genialer, unverwechselbarer Stimme. GOSSIP haben eigentlich nie ein großes Fass aufgemacht, noch nicht mal einen festen Bassisten gibt es im Line Up, aber trotzdem schaffen sie es mühelos, mit packenden Melodien und teilweise hypnotisch treibenden Beats zu beeindrucken. Dass diese Anziehungskraft am Team GOSSIP liegt, und nicht an Beth Ditto alleine, das zeigte der ausbleibende kommerzielle Erfolg ihres Dancefloor- Projektes.
Auch auf „A Joyful Noise" wird wieder mit elektrischen Gimmicks geliebäugelt, ordentlich in die Synthietasten gehauen ("Get Lost", wie Neunziger darf man eigentlich 2012 noch klingen?) und sich ansonsten auf die bewährte GOSSIP Erfolgsformel verlassen. Richtige Überraschungen gibt es auf dem Album nicht, einzig „Horns" fällt etwas aus dem Rahmen mit den EARTH, WIND AND FIRE ähnlichen Takten, hört sich für mich eher nach „Nummer sicher" an. Auf einer Seite nachvollziehbar, don't bite the hand that feeds you... und vor allem auch im Falle von GOSSIP schwer. Wie hätten sie es auch anstellen sollen? Zurück zu den wirren Songstrukturen, warum? Zurück zu den teilweise langatmigen Parts vom 2005er Album, warum? Also bleibt die Kraft auf „A Joyful Noise" genauso geballt, wie schon auf dem Vorgänger.
Leider röhrt Beth nicht so häufig, wie teilweise bei „8th Wonder" vom Vorgänger, es gibt auch weniger Tendenzen Richtung CURE wie bei „2012". Insgesamt stampft und rumpelt es etwas mehr auf „A Joyful Noise" und manche Stellen (Beth im Duett mit sich selbst bei „Move In A Right Direction"...) werden live nicht umsetzbar sein. Natürlich nicht weiter tragisch, auch wenn die Tendenz zum Mainstream erkennbar ist.
Selbstverständlich hat „A Joyful Noise" überwiegend herausstechende Momente. „Casualties Of War" ist so einer. Unvergleichbar, glockenklar und wunderschön ist die Stimme von Beth Ditto, soviel steht schon mal fest. Und in diesem Song erinnert sie mich sogar an die geglättete Version von KATE BUSH. Solange die Frau so emotional singt, mit echtem Gefühl und Herz, solange kann ich mit jeder Tendenz Richtung „GOSSIP für Alle" leben. Denn GOSSIP sind auf jeden Fall keine blutlose Massenware und halten immer ein gewisses Niveau. Selbst wenn die Band nicht auf dem Höhepunkt ihres Schaffens ist, GOSSIP sind trotzdem noch weit über Durchschnitt und Belanglosigkeit ist meilenweit vom aktuellen Album entfernt.
Wer nach dem Motto lebt: „Ich höre nichts aus den Charts, weil das eh alles Müll ist, wenn es viele mögen...", der verpasst hier eine kreative, abwechslungsreiche und vor allem tanzbare Platte. Beth Ditto soll nach eigenen Angaben ein ganzes Jahr lang nur ABBA gehört haben, ob das stimmt? Auf jeden Fall kann man sich einreden, nachdem man diese Info hat, dass das irgendwie auf der neuen Scheibe zu hören ist.
GOSSIP bringen das Material live mindestens doppelt so gut rüber, das weiß jeder, der mit der Band schon das Vergnügen hatte.