Best Practices - The EP LP Tipp

BP-cover

Stil (Spielzeit):
Hardcore, Punkrock, Poppunk, Garage, Postpunk (12:02))
Label/Vertrieb (VÖ): Tiny Engines (19.06.12)
Bewertung: 8,5/ 10

Link: Bandcamp
 
Ab und zu trifft man ganz unverhofft auf ungeschliffene Juwelen – und wenn man sich ansieht, wie sehr im Musikbiz an solchen Rohdiamanten die Ecken und Kanten abgetragen werden, kann man sich nur freuen, sie in diesem Stadium noch mitbekommen zu können. Und genau das stellt die „THE LP EP" von BEST PRACTICES dar.

Ein kleiner Beweis für das Ungeschliffene, das Ungestüme der Band? Na, neun Songs in zwölf Minuten ist doch schon mal ein Anfang, oder? Und wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass dieses Quartett in jeweils knapp über einer Minute Hardcore, Punkrock, Postpunk, Poppunk und Garage miteinander verbindet, merkt man ihnen den Tatendrang schon ganz ordentlich an – viel Zeit haben sie dabei ja nicht grade zu verplempern.

Von den Harmonie-Strukturen her gesehen frönen einige Songs dem Poppunk über kurze Strecken, aber erstens passt das nur ein paar Mal und zweitens spielen beide Gitarristen so dermaßen gerne unterschiedliche – und teilweise echt abgefahrene – Riffs, dass hier gar keine Langeweile durch Vorhersehbarkeit auftauchen kann. Aber auch der Sänger, der die klar dominierenden Hardcore-Elemente wunderbar unterstreicht, drückt der Band einen starken Stempel auf. Wer SUPERCHUNK, HOT SNAKES und JEHU mag, wird wohl auch mit dieser Band verdammt gut zurechtkommen.

Manchmal werden die Songs recht noisig, haben aber oft einen ziemlich hymnischen Charakter – nur dass sie eben schnell wieder vorbei sind. Und zwischendurch meint man den Gitarristen anzuhören, dass sie auch den 90iger Posthardcore/Emo/Indie mögen, weil sie auch immer wieder kleine, aber coole Zerlegungen zwischen die krachigen Akkorde streuen.

BEST PRACTICES legen mit ihrer „THE EP LP" ein fulminantes Werk zwischen Rotz, Melodik, Hymnik, Härte und Verspieltheit ab, welches der Band aus Providence (gegründet 2010) hoffentlich ein ordentliches Publikum bescheren wird – bevor irgendwelche Kanten, die dieses Album eben so gut machen, abgeschliffen sein könnten.
Kai