Stil (Spielzeit): Indie Rock / Punk Pop (57:57)
Label/Vertrieb (VÖ): Vertigo / Universal (08.06.12)
Bewertung: 8 / 10
Maximo Park Homepage
Mit einer Klaviermelodie in Moll einzusteigen, ist auf jeden Fall mutig. Das darf eigentlich nur DEPECHE MODE, und so ähnlich klingen auch die ersten Töne. Und dann noch den Songtitel „When I Was Wild", im Zusammenhang mit MAXIMO PARK ist das im besten Fall als selbstironisch zu bezeichnen. Für mich waren MAXIMO PARK mit den ersten „eineinhalb" Alben die "Kings of Indie Rock" und ich habe die Songs wirklich bis zum Erbrechen gehört. Was dann folgte, hörte sich für mich leider wie eine Ansammlung von B-Seiten an, aber Hallelujah: Mit „The National Health" sind meine Helden zurückgekehrt und haben den (bis dato leeren) Thron somit zurückerobert.
Der Titelsong schließt an den Opener an und bringt alles, für das MAXIMO PARK mit hoher Qualität stehen. Fetziges Klavier, eine unfassbar mitreißende und ausdrucksstarke Stimme, Drive und Beat ohne Ende und ganz besonders: Melodien, Melodien und nochmals Melodien! Mitreißende Melodien, berührende Melodien, melancholische Melodien, tanzbare Melodien... MAXIMO PARK bedienen wieder die komplette Gefühlspalette.
Paul Smith kann sich und seine markante Stimme endlich wieder voll entfalten und richtig zur Geltung bringen. Ich höre bei „The National Health" genau den Elan, der mir auf den letzten Alben gänzlich abging. Endlich wieder ambitionierte Spielfreude, und gleichzeitig schaffen es MAXIMO PARK, mir mit Songs wie „The Undercurrents" oder „Unfamiliar Places" die Gänsehaut nicht nur auf die Arme sondern sogar auf Beine und Kopfhaut zu zaubern. Das sind Momente, in denen man die ganze Welt umarmen möchte und die Anlage eigentlich gar nicht laut genug sein kann. Noch dazu finde ich diesen englischen Akzent grandios, von den Texten ganz zu schweigen. „The National Health" ist inspirierend, tröstend und gleichzeitig vitalisierend.
Uns liegt leider nur die Standardversion mit 13 Perlen vor. Allerdings gibt es noch eine Deluxe Version mit fünf Akustikstücken. Hätte ich gerne gehört, denn Paul Smith rückt schon auf den „normalen" Stücken so nah an mein Ohr, dass ich das Gefühl habe, er sitzt quasi in meinem Kopf.
Paul Smith hat die Gabe, jeden Refrain selbst dann noch zu steigern, wenn man denkt, es kann jetzt gar nicht besser werden. Kurze, heftige Höhepunkte wie in „Write This Down" sind die Spezialität von MAXIMO PARK – und beim ersten Durchlauf einer Scheibe mehrere Glückmomente de luxe zu haben, ist auch für gefühlsanregende Indie Musik nicht selbstverständlich. Eigentlich hatte ich mich ja eher auf die neue BLOC PARTY gefreut, aber MAXIMO PARK haben sich ganz überraschend vorbei und an die Spitze geschummelt.
Man könnte unken, die Band sei in einen Jungbrunnen gefallen, wo nehmen die Typen plötzlich diese Energie her? Alles nach „A Certain Trigger" bis zu „The National Health" ist somit aus meinem Gedächtnis gelöscht und ein Konzertbesuch für mich Pflicht, denn MAXIMO PARK sind auf jeden Fall wieder „gesund", und das muss gefeiert werden.
Egal ob 80er Synthiesound, astreiner Rock, Rock mit (80er Jahre)-Punkattitüde, schmachtende Balladen oder alles- und jedenumarmende Gitarrenparts: MAXIMO PARK geben mir mit „The National Health" alles, was ich mir von der Band erhoffe und an der Band schätze. Dabei war es knapp, denn ich hatte MAXIMO PARK eigentlich zu den Akten gelegt und als Modeerscheinung abgetan. Glücklicherweise zu Unrecht.
„The National Health" ist nicht nur genauso gut wie „A Certain Trigger", sondern sogar noch um Klassen besser! Es freut mich wahnsinnig, dass MAXIMO PARK endlich wieder zurück sind, diese "Romantik im ADHS Style" hat mir echt gefehlt!