Die Londoner THE POGUES sind wirklich ein Phänomen. Obwohl die Begründer der Irish Folk Punk Szene schon seit mindestens 15 Jahren kein „richtiges" Album mehr veröffentlicht haben, wurden zum 30. Jubiläum einfach mal so zwei Konzerte am 11. und 12.09.2012 in Paris im legendären Olympia Theatre gespielt und schwupps, schon liegt uns das Resultat auf zwei Scheiben vor. Auch wenn ich hier nur die CD Version bespreche, so habe ich doch Ausschnitte aus der DVD gesehen und war überrascht, wie viele junge Menschen dort zu THE POGUES feierten.
Shane MacGowan ließ Schlimmes ahnen. Man weiß, dass er sich auch gerne live mal im Suff auf die Nase legt und selbst wenn er nicht betrunken ist, ist sein Körper durch übermäßigen Alkoholkonsum schon so geschunden, dass er wohl nie wieder aufrecht und nüchtern wirken wird. Auch bei den beiden Jubiläumskonzerten war er auf jeden Fall schon ordentlich vollgetankt, bevor die Party losgeht. Frei nach dem Motto „gone tomorrow, here today" lallt sich Shane MacGowan charmant durch das Set, und was er da so in den Ansagen zum Besten gibt, ist teilweise nicht zu verstehen. Verstärkend kommt noch dazu, dass Shane McGowan's Zähne nicht mehr im Original Line Up spielen, sprich nicht mehr alle vorhanden sind. So wird auch mal munter durch Zahnlücken gezischt. Ich musste sehr oft schmunzeln, habe aber auch nichts anderes erwartet. Die 24 Songs beherrscht er allerdings und haucht mit seiner räudigen, verbrauchten und nicht mehr ganz gerade Stimme eine ganz besondere Authentizität ein. Er lebt die Songs, er lebt die Geschichten, die er da erzählt – und was die Musik von THE POGUES ausmacht, steht sowieso nicht in den Noten.
Ursprünglich gestartet ist die Band als „Pogue Mahone" (anglisierte Version von Irisch-Gälisch Póg mo thóin, „Küss meinen Arsch") und der Bandname ist Programm, das genau ist die Einstellung von THE POGUES. Von tolldreistem Saufgehopse bis hin zu heimeligen, schwermütigen Melodien, die direkt ins Herz gehen, THE POGUES bieten einiges, sind mit anderen Bands aus dem Genre schlichtweg nicht vergleichbar und was hier als Jubiläumsdokumentation vor mir liegt, ist einfach nur ganz groß. Ähnliche Bands wie FIDDLERS GREEN, FLOGGING MOLLY oder auch die DROPKICK MURPHYS umgibt nicht dieser ganz spezielle Charme, den ich bei THE POGUES spüre. Mundharmonika, Drehleier, Saxofon, Zitter, Mandoline, Banjo und die üblichen Verdächtigen wie Schlagzeug, Gitarre und Bass zaubern eine schunkelige, anrührende Atmosphäre. Publikum und Band klingen wie eine eingeschworene Trunkenboldvereinigung, die sich in eine viel zu enge Taverne gequetscht hat um ungehemmt zu feiern, bis der letzte Gast umgefallen ist.
Trotz der Menge an Beteiligten klingt das Ergebnis sehr intim, schön eng abgemischt und man hat das Gefühl, dabei zu sein. Auch wenn THE POGUES nicht mehr im Original Line Up von 1982 antreten, sind doch einige (Shane MacGowan, Spider Stacy, James Fearnley, Jem Finer und Andrew Ranken) mit Unterbrechungen von Beginn an dabei. Bis auf James Fearnley singen, lallen, grölen... sich alle Mitglieder von THE POGUES durch die Stücke. Das textsichere Publikum, gibt ebenfalls ordentlich Zündstoff für die Bombenstimmung und wer die Texte nicht kann, der fällt auch nicht auf – einfach nur im Takt der Melodie mitsingen, mitlallen, mitgrölen... Man merkt schon: Wert auf Eitelkeiten sollte man hier nicht legen.
Wer sich aber gerne mal gehen lassen möchte und großen Gefühlen freien Lauf lassen, ganz gleich ob Schmerz, Trauer, Wehmut oder auch grenzenlose Freude, der ist bei THE POGUES und ganz besonders mit diesem Zeitdokument bestens bedient. Eine Wohltat für Musikfreunde! Ein musikalischer, starker Drink, ein Rausch durch Töne statt Promille ohne Hangover!
Wer sich aber gerne mal gehen lassen möchte und großen Gefühlen freien Lauf lassen, ganz gleich ob Schmerz, Trauer, Wehmut oder auch grenzenlose Freude, der ist bei THE POGUES und ganz besonders mit diesem Zeitdokument bestens bedient. Eine Wohltat für Musikfreunde! Ein musikalischer, starker Drink, ein Rausch durch Töne statt Promille ohne Hangover!
Fans der Band sollten für die Volldröhnung zur CD/DVD Version greifen. So jung sieht man THE POGUES nie wieder!