Stil (Spielzeit): Deutschsprachiger Punkrock mit Emo-Elementen (43:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Vertigo / Universal (11.05.07)
Bewertung: 7,5 / 10
Link: http://www.muffpotter.net/
http://www.myspace.com/muffpotter
Eine meiner liebsten deutschen Punkbands ist zurück und auch wenn vieles beim Alten geblieben ist, gibt es auch einige Neuerungen bei den Münsteranern. Manches gefällt, aber leider nicht alles.
So zeigt der Opener z.B. einen unglaublichen Drang zur Handbremse (auch der Sound ist nicht sonderlich voll) und eine wenig inspirierte Gesangsmelodie, die irgendwie nichts Gutes für MP 2007 verheißen will. Apropos Handbremse: der Song scheint über die Teilnahme an dem sog. Idiotentest zu handeln. Hat da also jemand zu stark ins Glas geschaut? Song Nr. Zwei geht dann schon etwas besser, reißt das Ruder aber leider immer noch nicht rum. Erst bei „Das seh` ich erst, wenn ich´s glaube“ kommt richtige Hoffnung auf. Der Text besteht aus dem für die Band typischen Spiel mit Redewendungen, wenn ich auch denke, dass sie es ein wenig übertrieben haben und ein paar Sprüche zu viel verwursten. Auf der anderen Seite haben sie aber auch wieder jede menge Zeilen, die man mit einem Edding an die Wände des Landes schmieren möchte („Jeder Volksfront ihr Judäa“ oder „Es gibt kein gutes Leben ohne Blasphemie“)
Auch mit dem Song danach verstehe ich mich zwar gut, würde aber vermutlich nicht unbedingt einen mit Trinken gehen wollen. Erst ab „Das halbvolle Glas des Kulturpessimismus“ breitet sich wieder das Gefühl in mir aus, welches eine MP-Platte gerne in mir auslöst. Es geht wieder darum, sich irgendwie am Boden zu fühlen, aber trotzdem aufzustehen und weitermachen – „Standing Ovations auf allen Vieren“ eben. Der Song wartet sogar mit einem schön disharmonischen Solo auf, welches an frühe BAD RELIGION denken lässt. Und ab jetzt bleibt es dann auch gut. Das Thema wird in den nächsten Songs weiter ausgebaut und es wimmelt wieder von zitatwürdigen Zeilen. „Fotoautomat“ überrascht mit einem richtig coolem Riff und einem Refrain, wie ihn auch MADSEN gerne hätten. Am meisten überrascht mich aber „Gestern An der Front“, der vom Sound her unheimlich ruhig und unverzerrt gehalten ist, dessen Schlagzeug aber beinahe ohne Pause nach vorne geht. Poppiger waren MP wohl selten, aber der Song ist einfach klasse und unheimlich treibend.
Zusammengefasst ist „Steady Fremdkörper“ also eine Platte, die mit jeder Minute Spielzeit stärker wird, aber leider eben relativ schwach beginnt. Die Texte sind wie gewohnt gut und im Gegensatz zum Vorgänger „Von Wegen“ von vor zwei Jahren sind die vier wieder etwas verspielter geworden. Denn die teilweise recht einfachen Strukturen des letzten Albums fand ich nicht so prickelnd. Und wo ich schon BAD RELIGION und MADSEN genannt habe, kann ich auch gleich sagen, dass sich „Die Guten“ auch wunderbar auf einer KETTCAR-Platte gemacht hätte. Schade, dass „Steady Fremdkörper“ (wunderbare Beschreibung eines Lebensgefühls übrigens) doch leider etwas zu schwach für ihre Verhältnisse beginnt.