I Am Ghost - Lover`s Requiem




Stil (Spielzeit): Emo/Screamo/Metalcore/Punk (44:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Epitaph / SPV (06.10.06)
Bewertung: 9/10
Link: http://www.iamghostmusic.com/news.html
http://www.myspace.com/iamghost

Vor ungefähr einem Jahr lag eine EP einer neuen Epitaph-Band namens „ I AM GHOST“ auf meinem Tisch. Bereits damals war Screamo schon das unheimlich große Ding, welches Abnutzungserscheinungen aufwies, da einfach zu viele Platten veröffentlicht wurden, die sich alle irgendwie gleichen. Und meine Antipathie gegen Kajal und Schminke war bereits zu diesem Zeitpunkt relativ ausgeprägt. Trotzdem bereitete mir „We are Always Searching“ mit seiner Mischung aus Hardcore, Screamo, Punk und Metal unglaublich viel Spaß. Und da die ganze Kajal-Sache bei dieser Band in ein stimmiges Konzept aus Grusel- und Vampirgeschichten eingebettet war, fand ich das auch gar nicht so schlimm.

Ein Jahr später liegt auf dem selben Schreibtisch nun „Lover`s Requiem“, welches ein vollständiges Album der Band ist. Die Trademarks sind die Selben geblieben: I AM GHOST klingen wie die MISFITS des Screamo, haben weiterhin Klavier und Geige an Bord und fallen auch durch den männlich-weiblichen Wechselgesang auf. Allerdings ist der Sound des damals noch selbstproduzierten Debüts nochmals um einiges verbessert worden. Wenn zwar auch nicht immer, ist die Geige doch jetzt schon eine ganze Ecke deutlicher herauszuhören. Aber das Songwriting hat sich bei den Amis noch mal einiges gesteigert. Diesmal steht hier wirklich Hit an Hit. Ich persönlich finde tatsächlich jedes einzelne Lied richtig klasse. Dazu kommt die gut umgesetzte Horroratmosphäre (man beachte das chorale Intro und die Interludes) und vor allem die Vocalarrangements. Die Stimmen von Steven Juliano und Kerith Telestai sind entweder meist von selber gedoppelt oder doppeln sich gegenseitig, wenn sie nicht grade abwechselnd singen (wobei Stevens Stimme die des Hauptsängers ist). Und vor lauter großartiger Melodiebögen ist sogar das Schreien ein wenig in den Hintergrund gerückt, was der Band aber nicht weiter schadet.

Dafür sind die Songs einfach unglaublich gut gemacht und verbinden wunderbare Melodien mit jeder menge Drive und technischer Finesse. Das ein oder andere Riff ist wirklich großes Kino und könnte ihnen auch noch das Wort Metalcore in der Bandbeschreibung einbringen (auch ein bis zwei angedeutete Breakdowns finden sich hier wieder). Aber auch die ganzen ausgefuchsten Gitarrenriffs müssen sich dem jeweiligem Song unterordnen, wodurch sie eine große Portion Pop erfahren, die ihnen aber verdammt gut steht. Direkt bei dem zweitem Durchlauf der CD möchte man mitsingen. Bei zwei Songs ging das auch ziemlich gut, da sie bereits auf der Vorgänger-EP vertreten waren („Pretty People Never Lie, Vampires Never Really Die“ und „We Are Allways Searching“), jetzt aber in etwas besserem Soundgewand gebettet sind. Neben den schnellen Songs gibt es mit „This Is Home“ und „Behind The Hourglass“ auch zwei beinahe balladeske Lieder, die den anderen aber in nichts nachstehen.

Wer beim Thema Screamo bereits die Augen verdreht, wird vermutlich mit „Lover`s Requiem“ auch nichts anfangen können, aber wer sich von den guten Bands des Genres nach wie vor begeistern lassen kann und auf wunderschöne poppige Melodien mit einer düsteren Note steht (Fans von MY CHEMICAL ROMANCE aufgepasst), der sollte definitiv ein bis zwei Ohren riskieren, aber die Knoblauchzehe dabei nicht vergessen. Ach ja, wenn wir beim Thema düstere Lovesongs sind: Herr Ville Vallo sollte sich mal I AM GHOST anhören und so langsam seine Rente einreichen.

Kai