The Matches - Decomposer




Stil (Spielzeit): Pop,Punk,Beats,Loops (44:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Epitaph / SPV (8.09.06)
Bewertung: 5,5-6/10
Link: http://www.thematches.com/
http://www.myspace.com/thematches
So ganz genau weiß ich nicht, was ich von THE MATCHES halten soll. Zuerst hab ich ein Video von ihnen auf dem UNSOUND-Sampler von Epitaph gesehen, welches ich höchst albern fand. So eine Mischung aus TOKYO HOTEL und BLINK 182. Und jetzt hab ich  hier ein ganzes Album vor mir liegen.
Ok, ich kann schon mal sagen, dass mein vorschnelles Urteil so nicht stimmt. Da haben sie doch ne Menge mehr zu bieten. Auf der andern Seite hat die Band tatsächlich so was wie einen Projekt-Charakter, denn hier wird sehr deutlich gesagt, dass namhafte Produzenten am Album beteiligt waren. So haben hier z.B. TIM ARMSTRONG (RANCID, TRANSPLANTS…), BRETT GUREWITZ (BAD RELIGION), JOHN FELDMANN (produzierte THE USED und STORY OF THE YEAR) und andere ihre Finger mit im Spiel gehabt (13 Songs mit 9 Produzenten). Jeder der Produzenten war an einem oder mehreren Songs beteiligt. Und selbst im Songwritingprozess findet sich einer der Produzenten: Miles Hurwitz, der an jedem einzelnen Song mitgeschrieben hat und der Manager der Band ist. Ich gebe zu, dass ich so was immer sehr skeptisch sehe. Aber vermutlich ging es THE MATCHES auch darum, ein eigenständiges Stück Musik zu machen und nicht als integere Punkband zu gelten. Hier ging es wahrscheinlich darum, die Möglichkeiten zu nutzen, die man dafür hat.
Bei der Musik, die sie machen, dürften sie auch bei der meist stock-konservativen Punk-Polizei total durchfallen. Denn „Punk“ findet man hier nur als Versatzstück und weniger als richtungsweisende Stilangabe. Ansonsten gibt es hier eine menge Pop und einiges an Beats und Loops (manchmal richtig technoid). Und mit dieser Mischung haben sie auf jeden Fall etwas einigermaßen Individuelles abgeliefert. Vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Album auf Epitaph erscheint. Wie bereits erwähnt, wird die Punk-Polizei sich vermutlich das Maul über THE MATCHES zerreißen. Vielleicht ja auch zu recht, wer weiß. Aber man sollte ihnen wirklich zugestehen, dass sie zumindest versucht haben, hier neue Wege einzuschlagen. Es ist halt alles nur recht poppig (und oftmals sogar ziemlich tanzbar) geworden. Und da gibt es ja leider viel zu viele Leute, denen das als Kriterium ausreicht, um eine Band runter zu machen. Dafür gibt es aber auch einige Songs wie „Papercut Skin“ (welches mich sehr an „My Sharona“ erinnert), „Little Maggots“ und „What Katie said“, deren Refrains sich wie Ohrenkneifer in deinem Gehörgang festsetzen, teilweise richtig Druck entfalten und deinen Kopf auch gegen deinen Willen nicken lassen.
Ich finde dieses Album zwar weit weniger beeindruckend als z.B. das letzte der TRANSPLANTS, aber wem Punk in seiner normalen Erscheinungsform nicht mehr ausreicht, ein offenes Ohr gegenüber Popmusik hat und sich fragt, in wie weit Loops und Beats den oftmals ausgelatschten Pfaden des Punkrocks weiterhelfen können, der sollte bei „Decomposer“ ruhig mal ein Ohr riskieren. So ein bisschen wie ein Album, das man der kleinen Schwester schenkt, die sonst nur Schrott hört. Wenn ich eine hätte, würde ich es tun.
Kai