Less Than Jake - In With The Out Crowd




Stil (Spielzeit): poppiger SkaPunk (39:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Inkubator / Soulfood (26.05.06)
Bewertung: 6/10
Link: http://www.lessthanjake.com/
http://www.myspace.com/lessthanjake
Wie nennt man das, wenn man in einer Enttäuschung etwas Positives sieht? Optimismus? Aber egal.
Denn eine wirkliche Enttäuschung ist das neue LESS THAN JAKE-Album ja gar nicht. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht so gut wie ihr letztes Album „Anthem“. Mit dem haben sie mir 2003 ein ganzes Genre gerettet. Denn grade, als ich mir sicher war, das MelodyCore so ziemlich die langweiligste Form ist, Punkrock zu spielen, kam dieses Hammer-Album um die Ecke. Hit an Hit an Hit. Und naja, dementsprechend waren auch meine Erwartungshaltungen beim neuen Album. Und auch wenn das Album nicht schlecht ist, kommt es eben doch nicht an „Anthem“ ran. Die Songs sind etwas poppiger, der Sound etwas polierter und die Skaanteile noch ein wenig in den Hintergrund gerückt.
Was sich LTJ allerdings retten konnten, ist die Fähigkeit, gute Songs zu schreiben. Auch wenn ich nach den ersten paar Durchgängen der Platte, nicht grade viele Songs im akustischen Gedächtnis habe, ist die Art und Weise ihres Songwritings innerhalb ihres Genres grandios. Witzig ist auch, wie sie im Opener der Platte ein altes Riff von „Gainesville, Rockcity“ zitieren. Im Endeffekt gibt es hier jede Menge schöne Popsongs, die mit verzerrten Gitarren eingespielt wurden. Es fehlt halt leider etwas die Wucht, des Vorgängers. Allerdings wird dies mit Sicherheit live wesentlich besser rüberkommen. Einen leichten Vorgeschmack habe ich ja bereits auf dem Groezrock-Festival bekommen.
Seltsamerweise – und jetzt komme ich auf die Einleitung zu sprechen – sind grade auf der Seite, dich ich kritisiere, einige der Höhepunkte der Platte zu finden. Und zwar finden sich hier mit „The Rest Of My Live“ (auch auf der MySpace-Seite zu hören) und „Hopeless Case“ zwei unglaublich tolle Popsongs auf dem Album. Der erste fängt mit einem Gitarrenriff an, welches mir total bekannt vor kommt und mein Ohr einfach nicht mehr verlässt. Ähnlich prägend wie bei THE OFFSPRINGS „The Kids Aren`t Allright“. Allerdings kommt der Song fast ganz ohne Verzerrer aus und lebt vor allem von der Gesangsmelodie. Aber die Stimmen des Bassisten und des Gitarristen passen auch einfach toll zusammen! Genialer Song! „Hopeless Case“ dagegen fängt mit einem Gitarrenriff an, bei dem ich immer an „Hölle, Hölle, Hölle“ oder so einen Schwachsinn von Wolle Petry denken muss. Und auch hier ordnen sich die Instrumente sehr schön dem Gesang unter. Und überhaupt, Refrains kriegen die fünf ja wirklich durch die Bank gut hin (z.B. „P.S. Shock the World). Bei vielen fehlen eben nur leider die richtig zwingenden Momente wie auf der „Anthem“.
Textlich bleiben sich LTJ auf „In With The Out Crowd“ auch treu. Es gibt Gute-Laune-Song darüber, „Am Arsch“ zu sein. Aber auf die Art und Weise kann bleiben die Skapunker aus Gainsville, Florida sympathisch und „nahbar“. Der Mensch der hier die Texte schreibt, sollte sich mal mehr darüber freuen, dass er eine so gute Band hat. So viele Selbstzweifel können nicht gesund sein – sorgen aber immer wieder für tolle Songs.
Meiner Meinung nach, schalten LTJ einen Gang zurück, werden etwas poppiger aber bleiben nach wie vor gute Songwriter. Das nächste Mal wünsche ich mir aber wieder mehr Ska, Geschwindigkeit und Rotz. Aber wir bleiben trotzdem Freude, oder?
Kai