Fire In The Attic - s/t



Stil (Spielzeit): Emo/Screamo/Punkrock (41:55)
Label/Vertrieb (VÖ): Redfield / Cargo (13.03.09)
Bewertung: 5,5 / 10 bzw. 7,5 / 10

http://www.fireintheattic.com/


FIRE IN THE ATTIC sind definitiv eine der auffallenden Bands in der deutschen Gitarrenmusik-Szene, und mit Sicherheit auch eines der Zugpferde für ihr Label Redfield Records. Auch über die Grenzen der Republik hin bekannt, haben sie zum Beispiel im letzten Jahr für Aufsehen gesorgt, als sie ihr Album „Cum Grano Salis“ für lau als Beilage in der Visions hatten. Da haben wir uns gedacht, man könnte so einer Band ja auch mal auf andere Weise begegnen und haben uns für ein Doppel-Review entschieden. Ohne uns vorher auf die übliche "Good-Cop-Bad-Cop"-Geschichte einzuschwören, gibt es hier also nun zwei verschiedene Meinungen von vier Ohren.

Kai: Als ich zum ersten Mal gelesen habe, dass FITA einen neuen Sänger bekommen, war ich erstmal positiv angetan. Zwar mag ich die Bonner schon lange, war aber nie der übermäßige Fan ihres Gesanges. Zwar war damit immer alles in Ordnung – mehr aber eben nicht. Grade auf ihrem letzten Album gab es ein paar Stücke, die ich vom Aufbau her ziemlich cool fand, die dann aber im Refrain zu sehr FITA-typsich klangen und damit leider nicht immer die Steigerung, bzw. die Hooks bringen konnten, die der Song bis dahin versprach, Jetzt haben sich die verbliebenen Vier den Engländer Tom Prescott geangelt, der kurz vorher bei der ebenfalls auf Redfield beheimateten Band KENAI ausgestiegen war. Man kannte sich bereits von einer gemeinsamen Tour her und war sich anscheinend sehr sympathisch. Und irgendwie hat seine Stimme auch etwas. Sie ist etwas rauer als die von Ole, und das Schreien übernimmt er auch zu einem deutlich größeren Teil.

Aber leider sind die Songs als solche einfach nicht mehr so spannend wie früher. Zumindest für meine Ohren herrscht hier ziemlicher Durchschnitt, und kaum ein Song kann mich hier wirklich mitreißen – von „Sinking (relation)ship“ mal abgesehen. Es sind auch keine wirklichen Neuerungen im Sound auszumachen – den recht überschaubaren Einsatz von Keyboard und Akkordeon kann man da beinahe außer Acht lassen. Teilweise scheint ihr Spielwitz eher leicht eigeschränkt. Die Songs sollen zum ersten Mal bereits vor der Enterung des Studios fertig gewesen sein, anstatt dort (Gernahrt Studio) den letzten Schliff zu bekommen. Aber irgendwie fehlt hier dafür einfach ein wenig von der Finesse, die sie vor allem beim Vorgänger gezeigt haben. Ich kann mich einfach nicht wirklich stark für die Emo/Screamo/Punkrock-Songs begeistern. Eventuell ein kleiner Schnellschuß?

 

Chrischi: Das letzte Album "Cum Grano Salis" einer Visions-Ausgabe beizulegen, war promotionstechnisch ein genialer Schachzug. Dass man so etwas nur ein Mal machen kann, ohne große Verluste einzufahren, ist klar - deshalb muss man sich den neuen, selbstbetitelten Longplayer wie gewohnt bestellen oder im Laden kaufen.

Mit dem neuen, gerade mal 20-jähirgen Sänger Thomas Prescott ist ein frischer Wind bei den Bonnern zu spüren. Die Songs klingen rauer, Prescott schreit mehr als Ex-Sänger Ole, und die Melodien in Songs wie dem energetischen „Are We There Yet?", dem abwechslungsreichen „Clockworks" oder dem Abschluss-Doppel „Imperfection Is Infinite" und „Shapeshifting Mountain" sind wirklich gut gelungen. Zwischendurch gibt es mit „Heartbeats For Paychecks" auch eine rohe Punknummer.

Also alles Gold, was glänzt? Nicht immer, manche Songs besitzen auch durchschnittliche Passagen, und von den im Presseinfo angepriesenen Keyboard- und Akkordeon-Sounds ist nur vereinzelt etwas zu spüren. Die angesprochenen Neuerungen bleiben also zum Großteil auf der Strecke. Trotzdem macht das selbstbetitelte Album mit seinen Melodien, der rohen Attitüde, tadellosem Gesang und guten Songs ziemlich viel Spaß und zeigt erneut das Potenzial von FIRE IN THE ATTIC auf - auch, wenn „Cum Grano Salis" noch ein Stückchen besser war.

Kai