Mit „Phantoms" ist den Berlinern von den DRIFTWOOD FAIRYTALES etwas gelungen, was andere Bands so vergeblich immer und immer wider versuchen: sie haben sich entwickelt und sie haben eine Stück Musik geschrieben, dass man nicht sofort einordnen und bewerten kann und welches auf jeden Fall Reaktionen hervorrufen wird. Zum Guten und zum Schlechten! So habe ich beim ersten Auflegen des zweiten Albums der Berliner direkt innehalten müssen: Wow! Die ersten Songs versprechen Großartiges und berühren mich direkt und ohne Umschweife – und dann fängt das Album meiner Meinung nach leider an, nachzulassen und die Geschichte dreht sich.
Die Band, die seit 2009 unterwegs ist steht eigentlich für melodischen Punkrock à la GASLIGHT ANTHEM und Konsorten und ja, man hört das hier auch immer noch raus, aber „Phantoms" lehnt sich wesentlich weiter aus dem Fenster. Punk ist eher im Herzen als im Verzerrer und so sind die Gitarren fast durchgehend clean. Auch ist mittlerweile der Folk (BRIGHT EYES, MUMFORD & SONS) wesentlich mehr im Fokus als der Punk und die Band holte sich jede menge Freunde ins Studio um so auch jede Menge zusätzlicher Instrumente dabei zu haben. Dadurch kriegen die DRIFTWOOD FAIRYTALES hier einen Sound hin, der wesentlich facettenreicher ist, als die der meisten Kollegen.
Auf der anderen Seite ist der Sound auch manchmal zu groß für die Band und lässt die Stücke doch ab und zu mal arg in den Pop abgleiten. Klar ist die große Geste hier und da mal klasse, aber manchmal ist es auch einfach zu viel und dieses 80iger Jahre-Feeling im Klang kann auch mal nervig sein. Der Fokus der Songs liegt auf der Stimme und seinen Texten – und nicht jeder wird diese Stimme lieben. Aber wie gesagt: „Phantoms" hat Potential, sich darüber zu streiten und das ist auf jeden Fall besser als wenn es nur wie alles andere auch klingen würde, oder?
Die DRIFTWOOD FAIRYTALES haben hier einen unglaublich mutigen Schritt gemacht und ihren sicheren Punkrock-Hafen verlassen und sich zu neuen Ufern aufgemacht. Teilweise sehr bewegend aber manchmal auch ziemlich langweilig. Und eigentlich war ich auch geneigt, nur fünf Punkte zu geben. Aber dafür respektiere ich den Mut der Band zu sehr und ja, ein paar kleine Hits sind hier in der Tat drauf. Aber etwas weniger Pop und etwas mehr Härte hätte dem zweiten Album vermutlich ganz gut getan...