Die Berliner JOHNNIE ROOK sind mir zum ersten Mal mit ihrer Split mit BAMBIX aufgefallen. Ihre Mischung aus kernigem Punkrock und melodischem Hardcore (z.B. RISE AGAINST) hat mir direkt gefallen, mich aber auch noch nicht umgehauen. Mit „Stimmungsgerät" habe ich jetzt zum ersten Mal die Gelegenheit, den Jungs und ihrer Sängerin auf voller Länge zuzuhören – und ja, das ist eine ziemliche Steigerung!
Zwar ist deutschsprachiger Punkrock mit Frauengesang immer so eine Sache – ab und zu verschreckt mich auch das Vibrato in der Stimme ein wenig und die ein oder andere Textzeile hätte noch eleganter gelöst werden können – aber alles in allem ist das hier mehr als stimmig! Die Songs sind meist ziemlich flott unterwegs, haben einen guten Sound und viele gute Ideen. Mal etwas mehr Hardcore, dann etwas Schweinerock und immer genügend Dreck an den Hacken. Und eigentlich immer recht mitreißende Melodien, die auch ein paar „Ohohos" und Hooks stolz vor sich hertragen.
Musikalisch gesehen klingen JOHNNIE ROOK schon ziemlich amerikanisch und die oben erwähnten (alten) RISE AGAINST sind manchmal recht deutlich zu erkennen, aber nie als einfach Kopie, sondern als wohltuender Einfluss. Technisch sind die Jungs und die Dame wirklich gut aufgestellt und verlassen sich somit nie auf einfache Drei-Akkorde-Riffs. Im Vergleich zu dem, was ich kannte, haben sie ordentlich an Geschwindigkeit und Detailverliebtheit geschraubt. Die Gitarren arbeiten sehr gut zusammen und strotzen nur so vor Ideen, während die Drums das Ganze wirklich klasse nach vorne treiben.
Auch die Texte zeigen die Ambitioniertheit der Band und beweisen, dass die Dame am Mikro auch etwas zu erzählen hat. Ich denke, wenn die Band so weitermacht und noch an den kleinen Schnitzern arbeitet, werden sich JOHNNIE ROOK zu den wirklich ernstzunehmenden Punkbands dieses Landes mausern können. Mitreißendes Album!