HER BRIGHT SKIES sind auf Panic & Action, die auch schon ADEPT und WALKING WITH STRANGERS ins Rennen geschickt haben. Dementsprechend habe ich hier mit Screamo/Metalcore gerechnet. Und wenn HBS aus Skandinavien dann anfangen, erinnern sie mich eher an die poppige Variante von FALLING IN REVERSE minus Geschrei und Metal.
Aber das ist erst der Anfang. Denn je länger das Album dauert, umso mehr erinnern sie mich dann an 30 SECONDS TO MARS, die ganz poppigen THE USED Stücke oder meinetwegen sogar BLESSED BY A BROKEN HEART ohne Mosh und Augenzwinkern – die Jungs, die hier optisch auf Punk machen wollen, meinen das vollkommen ernst. Und so legen sie hier einen überproduzierten Track nach dem anderen vor. Mit Streichern, schwülstigem Background und so viel Pop, dass man auch gleich den Songwriter von LADY GAGA hätte fragen können, ob er „nicht mal was in Richtung Poppunk" hätte machen wollen. Getoppt wird alles übrigens am Ende des Albums, wenn ein so poppiges Stück wie „Bonnie & Clyde" dann noch mal als Akustik-Version kommt.
Ich nenne so was hier einfach mal „Kleine-Schwester-Musik". Damit kann man nämlich ganz toll träumen, reiten und sein Zimmer aufräumen. Und notfalls kann man das sogar seiner Mama vorstellen, weil die härteren Momente immer schnell mit absolut überproduzierten, seichten Momenten gekontert werden. Und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie „Lovekills" bei HOT WATER MUSICs „Remedy" geklaut haben...
Wer aus dem Rock/Punk/Screamo-Bereich schon immer die glattgebügelten Bands mochte, die es in die amerikanischen Charts geschafft haben, sollte HER BRIGHT SKIES unbedingt mal antesten – das ist hier alles auf hohem Niveau! Nur klingt das in meinen Ohren leider total seelenlos. Wie fliegende Flügel ohne Vogel dazwischen. Hier versucht uns mal wieder jemand Pop als Punk zu verkaufen...