PEPPONE sind ein Paradebeispiel für „Das Auge hört mit!". Das Magdeburger/Potsdamer Trio, bestehend aus Norman, Jens und Denis, beweist Klasse mit Vinyl in Rot oder Schwarz sowie einem schönen Booklet (sagt man auch bei Vinyl, oder?) und Kreativität mit ihrem Rezept von Spaghetti Peppone (muss ich noch testen, immerhin von Papa Peppone empfohlen!).
Gitarre, Bass, Schlagzeug trifft bei den Dreien nur bedingt zu, da es statt einem traditionellen Schlagzeug einen Drumcomputer gibt, ausgeglichen wird der Sound aber durch feine Heimorgel und Beatbox. PEPPONE gehen offensiv mit dem Drumcomputer um und einige Rezensenten springen gleich darauf an. Ich bin mir sicher, viele der selbsternannten Klangexperten hätten ohne die Vorabinfo von PEPPONE nix gemerkt. Der kopflastige Beatboxpunkrock mit den intelligenten Texten gefällt mir sehr gut. Manche Inhalte verstehe ich sofort („Gedächtnispogo") und mit anderen geht es mir wie bei TOCOTRONIC. Von denen kann ich komplette Songtexte auswendig, ohne zu verstehen, was sie mir eigentlich sagen wollen. Aber ich merke, dass Musik und Text zusammenpassen und bin berührt, und dieses Gefühl habe ich bei PEPPONE auch („Angekommen" oder „Absatz").
Ich vermute, dass hinter jedem Lied eine tatsächliche Geschichte steckt, die mir der Sänger aber nur in Stichpunkten andeutet und in einem persönlichen Gespräch sicher abendfüllend erzählen könnte. Dieses Gefühl, gepaart mit der angenehm schiefen Stimme, kommt bei mir sehr authentisch an. PEPPONE gehen zwar nach vorne, rebellieren unterschwellig ohne laut zu werden, sind aber nicht aufdringlich oder „cool as fuck". Wer richtig zuhört, kann sich einige Denkanstöße abholen und sich von den weiten, unverzagten Gitarrenklängen treiben lassen. PEPPONE machen zwar nachdenklich, sind aber nicht trübsinnig. "Nur wer das hier verstehen will, der hält sich fest an dem Gefühl..."
Wer die zehn deutschsprachigen Stücke vom selbstbetitelten Debüt hört, dem wird schnell klar: Da hat sich eine Menge Musik und Ideen angestaut, und die mussten jetzt endlich mal raus! Da gibt es wirklich Schlimmeres, als auf einen Drumcomputer zurückzugreifen... zumal die Teile gar nicht mal so einfach zu programmieren sind. Wobei ich ein echtes Schlagzeug immer vorziehen würde.