Geschrieben von Kai Sonntag, 03 März 2013 18:06
Goodbye Fairground - I Started With The Best Intention Tipp
Oh man, muss sich das für die Band gut anfühlen: „I Started With The Best Intentions" kommt jetzt endlich raus. Die Aufnahmen sind nämlich mittlerweile das ein oder andere Jahr alt. Aber das Gute daran: sie sind in keinem Moment auch nur ansatzweise unrelevant dadurch geworden. GOODBYE FAIRGROUND liefern hier nämlich eines der besten Alben ab, die ich im deutschen Punkrock-Sektor kenne! Zwar mit deutlichen Einflüssen und Vorbildern, aber in keinem Moment abgekupfert oder nacheifernd!
Wer THE GASLIGHT ANTHEM und AGAINST ME! mag, darf jetzt schon dieses Review überspringen und sofort auf Amazon oder sonstwo die Platte der Essener/Münsteraner bestellen gehen – keine Sorge, dabei kann man absolut nichts falsch machen. Natürlich sind die beiden Bands aber nur ein Fingerzeig, denn GOODBYE FAIRGROUND haben erstens dickere Eier als genante Bands, sind abwechslungsreicher und vor allem haben sie auch noch den Dreck in Sound und Songs, den die Amis doch mittlerweile ziemlich vermissen lassen.
Und so zeigen die Herren und die Dame am Schlagzeug, wie man amerikanisch geprägten, melodischen Punkrock spielt, dabei abwechslungsreich bleibt, nicht nach Formel vorgeht und ein paar Hits raushauen kann, die auch international eine Daseinsberechtigung haben. Manchmal etwas poppiger, manchmal etwas mit Hardcore infiziert, aber zumeist leicht düster und niemals oberflächlich.
Die Trademarks der Band sind der Beat, der die Songs nach vorne treibt (wer die Drummerin mal live gesehen hat, will mit Sicherheit nicht als ihr Drumset wiedergeboren werden...), diese unglaubliche Stimme (nicht jeder Ton muss 1a getroffen werden, um eindringlich und aufrührend zu klingen!) und das ausgewogene Arrangement. Denn die Songs waren eigentlich mal für drei Gitarristen gedacht und trotzdem überladen GOODBYE FAIRGROUND sie niemals und schaffen damit ein ziemlich dynamisches erstes Album (ein anderes Album wurde übrigens vor Jahren unter dem Namen PARAQUAT herausgebracht – Albumtitel war da übrigens „Goodbye Fairground"), welches vor Ideen und Melodien nur so strotzt.
GOODBYE FAIRGROUND zeigen in Songs wie „Mute", dass sie keine Angst vor Experimenten haben und diese auch sehr geschickt umsetzen und dennoch ein sehr homogenes Album daraus zimmern können. Dazwischen gibt es dann noch absolute Punkrock-Hits wie „Western Gold", die in einer gerechten Welt mittlerweile in jeder Indie-Disko laufen und abgefeiert werden müssten. Und oben drauf kommt als Bonus noch die 4-Track EP „We've Come A Long Way", die wieder einen absoluten Megahit (den Titeltrack) dabei hat und bei „Every Hero Needs A Villain" das Wort „Tanzbarkeit" im Punkrock neu definiert.
Die 15 Songs auf diesem Album gehören für mich zu dem Beeindruckendsten, was ich in diesem Land an Punkrock in den letzten Jahren mitbekommen habe. Frisch, treffsicher, ausgewogen, überraschend, dreckig und poppig zugleich, melodisch aber trotzdem auf die Fresse! Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, hier bereits eines der wirklichen Punkrock-Highlights des Jahres in den Händen zu halten!
Es gibt durchaus Gründe, warum ich dieses Review nicht hätte schreiben sollen. Zum einen ist da die journalistische Integrität – ich kenne die Herren und die Dame nämlich ganz gut. Und zum anderen ist das immer so eine Sache, Platten von Bekannten zu besprechen – man will ja niemandem auf die Füße treten. Aber in diesem Fall spielt beides keine Rolle. Denn erstens habe ich sie über ihre Musik kennen und lieben gelernt und zweitens meine ich jedes einzelne Wort so, wie ich es schreibe. Ich habe die Band auf einem gemeinsamen Konzert kennen gelernt und bereits der Soundcheck („Western Gold"!) hat mich umgehauen. Ohne mit ihnen bis dahin gesprochen zu haben, war mir klar, dass diese Band absolut großartig ist. Und sowohl menschlich als auch musikalisch haben sie diese Sicht von damals bisher absolut bestätigt. Liebe Punrockfans: behaltet diese Band im Auge, kauft ihre Platten und seht sie euch auf jeden Fall live an!