Den „Nerd" steht mit dicken Buchstaben über dem Album, welches den Midwestern-Emo in Richtung WEAKERTHANS oder vielleicht MOTION CITY SOUNDTRACK ohne Keyboards und weniger Pop, dafür mehr Eigenwilligkeit feiert und dabei einen leichten Schlag schräg hat wie z.B. WEEZER auf „Pinkerton". Die Gitarren sind (meist) sehr clean und es geht dem Quartett auch absolut nicht darum, jemanden mit harten Riffs aus den Schuhen zu hauen. Hier geht es eher um eigenwillige Geschichten, die von einer eigenwilligen Stimme vorgetragen werden, die mit klimperndem Wohlfühl-Emo unterlegt werden.
Im ersten Augeblick wirken MODERN BASEBALL damit ziemlich unspektakulär und irgendwie schräg. Aber je öfter man sich diese Platte anhört, umso mehr fangen sie an zu wachsen. Vor allem dieser Gesang, der irgendwo zwischen John K. Samson und einem zynischen Conor Oberst liegt, fängt an sich festzufressen. Wo man zunächst denkt „Wirklich? Ernsthaft?", kommt über die Zeit das Gefühl, hier einem grandiosen Storyteller zuzuhören.
Wer seinen Emo am liebsten 90iger beeinflusst hört, kaum Verzerrer braucht und Ecken und Kanten zu würdigen weiß, der sollte sich das erste Full Length von MODERN BASEBALL unbedingt geben. Ist aber mit Sicherheit nichts für jeden – trotz der Popigkeit!
Was kann man von einer Band erwarten, die sich MODERN BASEBALL nennt und dem Album den Titel „Sports" gibt? Einen gewissen Nerd-Faktor vielleicht? Dann herzlich willkommen bei der dritten Veröffentlichung der Amis!