Spülen Trends eigentlich vor allem unbekanntere Bands in den Fokus oder ziehen sie eher Nachahmungstäter an? Denn im Falle von ARLISS NANCY komme ich kaum daran vorbei, auf THE GASLIGHT ANTHEM zu verweisen – vor allem, wenn man bedenkt, dass TGA ihre erste Platte hier ebenfalls über Gunner Records veröffentlichen.
Die Stimme, die simplen Songs, die wenig verzerrten Gitarren, das hemdsärmelige Gefühl beim Hören ihres dritten Albums – all das rückt sie schon in die Nähe von TGA. Aber irgendwie sind ARLISS NANCY dann doch noch ein wenig folkiger. So spricht man im Info auch von Folkpunk – obwohl hier keine Akustikgitarren-Lagerfeuerromantik erzeugt wird. Na ja – vielleicht etwas. Aber dann eben mit E-Gitarren, Klavier und Schlagzeug. Und außerdem ist die Stimme hier noch wesentlich rauer als die von Herrn Fallon. Und gibt der Platten damit auch ordentlich Ecken und Kanten, die in den sehr melodischen Songs an und für sich nicht zu finden sind.
Und hier liegt auch ein kleines Problem, welches ich mit dem ansonsten echt tollen Album habe: die Songs sind schon alle sehr ähnlich und bestehen zum Großteil immer aus ziemlich ähnlichen Akkordverbindungen. Zwar kommen dabei grandiose Songs heraus, die man in einem Pickup hören möchte, während man sich den Fahrtwind durch die langen Haare wehen lässt, aber auf Albumlänge kommt den Jungs aus Colorado schon ein wenig das Wort „eintönig" in die Quere.
Wer damit überhaupt kein Problem hat (z.B. Streetpunk Fans), sich eh nur auf die Lyrics konzentriert und Arbeiterschweiß und Whisky aus den Songs triefen sehen will, der ist bei ARLISS NANCY absolut richtig. Wie gesagt, ich bin ja auch ein wenig begeistert. Wäre „Wild American Runners" abwechslungsreicher, hätte ich ihrer Mischung aus Punk, Rock, Americana und Folk auch noch mehr Punkte gegeben. Dennoch: ein wirklich tolles Album!