Geschrieben von Kai Montag, 23 September 2013 18:20
Louise Distras - Dreams From The Factory Floor Tipp
Im Augenblick habe ich das Gefühl, so ziemlich jede Woche eine neue Akustik Punk-Platte geschickt zu bekommen. Bei LOUISE DISTRAS ist aber auch endlich mal eine Frau an der Reihe. Und außerdem hat sie vorher nicht in einer bekannten Punkband gespielt oder versucht jetzt, ihre alten Songs noch mal unter das Volk zu bringen – sie hat diese Musik wohl von Anfang an so gemacht. Und das klingt auf diesem Album ziemlich gut!
Ähnlich wie bei vielen dieser Platten bedeutet „Akustikpunk" hier nicht unbedingt zwei Stimmbänder und eine Gitarre. Denn viele Songs sind auch im Bandgewand aufgenommen – und da verdient sich Frau Distrass wirklich das Prädikat „Punk". Sehr rotzig und irgendwie typisch Englisch. Und vor allem sehr „working class" bezogen. Halten wir also fest: Songs, die für eine Akustikgitarre geschrieben wurden, nun aber zum Großteil mit Band vorgetragen werden – die Akustikgitarre fehlt dabei dennoch nicht. So FRANK TURNER-mäßig sozusagen.
Was neben den guten und engagierten Texten (das Ganze kann auch mal in Form eines nur mit der Stimme vorgetragenen Textes auftreten) vor allem auffällt, ist die dreckige Stimme der Britin. Sie erinnert an eine nicht ganz so auf abgefuckt getrimmte Brody von den DISTILLERS – sie kann aber auch klar singen. Zwar liefert LOUISE DISTRAS hier noch nicht mit jedem Song einen Hit ab – aber dennoch immerhin mehr als genug davon. Man hört ihr einfach Wut und Veränderungswillen und eine starke Persönlichkeit an und damit sticht die Frau auch aus vielen anderen Veröffentlichungen auf diesem Feld heraus. Die Songs sind nicht auf sanft gebügelt, um wie die anderen zu klingen. Sie haben Ecken und Kanten und werden oftmals von ihrer mehr als geilen Stimme nach vorne getrieben.
Für ein Debütalbum klingt das hier ziemlich abgeklärt – und dennoch verspielt und absolut energiegeladen. Hitlastigkeit und Rotz werden hier zu gleichen Teilen miteinander verbunden. Hört der Frau zu: sie hat wirklich etwas zu erzählen und bleibt dabei eben nicht befindlickeitsfixiert!