Seit einigen Jahren ist es ja wieder vollkommen in Ordnung, Emo in seinen Punkrock fließen zu lassen – das muss nämlich nicht weinerlich klingen, sondern kann einfach durch Dynamik und entsprechende Melodien punkten. THE WAY THEY RUN gehören genau in diese Kategorie Bands.
Allerdings ist diese Mischung natürlich auch kein Garant für echte Hymnen. Zwar bemühen sich THE WAY THEY RUN schon um große Refrains, aber irgendwie klingt der Sänger ab und zu dabei so, als hätte er eine Wolldecke im Mund – und das kann dann schon etwas nölig sein. Außerdem sind die Songs alle gut, überschreiten aber eher selten die Grenze zum Großartigen. Dafür sind die Tempi und Songaufbauten meist doch etwas zu wenig angriffslustig. OK, SAMIAM sind jetzt auch nicht Free Jazz oder Hochgeschwindigkeitsdampfwalzen, aber die Größe der Amis kann ich bei den Schweden eben noch nicht entdecken.
Wenn ich mir überlege, dass hier Leute von ANCHOR oder ATLAS LOSING GRIP am Start sind, dann frage ich mich doch manchmal, warum sich THE WAY THEY RUN nicht mehr trauen. Vor allem weil es sich ja auch noch um ein Debüt handelt. Ok, Songs wie „Between Wages" klingen ziemlich abgeklärt und zeigen die Routine der Bandmitglieder – aber dafür sind sie eben nicht herzzerreißend genug, um sich so was wirklich leisten zu können. In solchen Momenten gehen sie an mir ähnlich vorbei wie z.B. Bands wie THE SWELLERS.
Vermutlich richten sich THE WAY THEY RUN vor allem an Poppunkfans, die ein Ohr für den 90er Emo haben. Und ja, ich find' die Platte auch nicht schlecht. Aber ich komme gerade eben so auf sechs Punkte, weil sie entweder noch melancholischer und verspielter oder eben härter hätte sein dürfen.