Shenaniganz - Open Your Eyes Or Cover Your Head Tipp




Stil (Spielzeit): Arschrtritt Rock N Roll ohne Trends (53:54)
Label/Vertrieb (VÖ): Silverwolf / SPV (13.03.09)
Bewertung: 8 / 10

http://www.shenaniganz.de/

Als ich im letzten Jahr ihr Debüt-Album „Four Finger Fist Fight" auf dem Tisch liegen hatte, traf es mich mitten zwischen die Augen: obwohl ich kein bekennender Fan von Schweinerock oder dem Retrorock bin, war ich tierisch angefixt von diesen blutjungen Bayern. Und jetzt liegt hier ihr neues Werk vor mir und mit ein paar Abstrichen bin ich schon wieder begeistert und frage mich ebenfalls wieder warum.

Und meine Begründung fällt auch wieder ähnlich aus: hier wird nicht der Sound runtergeschraubt um „authentisch" zu klingen (wie sollte so was im Jahre 2009 auch authentisch klingen? Da müsste man vermutlich die Aufnahmen im Nachhinein digital „downgraden" um wie in den 70igern zu klingen...) und hier klingt absolut nichts nach dem Hype der „The-Bands". Stattdessen klingt diese „Schülerband" nach extrem breitbeinigen Rock, der sich an den 60igern und 70zigern orientiert aber nicht verzweifelt versucht, noch die Punkgemeinde mit ins Boot zu holen (es aber trotrzdem schaffen wird!). Außerdem gibt es hier keine Autos oder Wölfe oder was weiß ich nicht für Klischees zu bewundern. Dafür aber eine extra Portion Arschtritte!

Dazu kommt noch eine ziemlich große Klappe („Fuck the mainstream - we are the underground!") und der Hang zur großen Geste. Beim hören des Albums fragt man sich zwangsläufig immer wieder, woher diese Jungspunde das Wissen und das Feeling hernehmen, um solche Musik so authentisch spielen zu können. Und warum schaffen das die ganzen „The-Bands" nicht ansatzweise, so unaufgesetzt zu klingen wie dieser Vierer?

Leider gibt es diesmal keine Anspielungen auf modernere Musik (auf dem Debüt wurden in zwei Songs extra cool ein paar RAGE AGAINST THE MACHINE-Zitate fallengelassen und zu neuerlichen Hits verarbeiten) und ich habe hier noch nicht so die einzelnen Hits rauspicken können. Dafür ist aber das Gesamtmaterial auf einem sehr hohen Niveau und man wundert sich, woher die „Blagen" die Eier, bzw. das Selbstbewusstsein hernehmen um so auf dicke Hose zu machen und dabei nicht lächerlich zu wirken. Zur Zeit bevorzuge ich ihr Debüt zwar noch etwas, aber das kann sich ja mit der Zeit noch durchaus ändern.

Ich empfehle diese Platte, weil ich hier wirklich mal „Rock" als Bezeichnung nehmen kann, ohne irgendwelche Zusätze zu benutzen und weil sie hier soweit weg sind von all den modernen Klischees, wie ich es selten erlebt habe. Dazu noch der Fakt, dass die Bengels so jung sind und dann weder aus Skandinavien oder den USA kommen. Hut ab!

Kai