30 Jahre nach ihrem ersten Lebenszeichen haben TOXOPLASMA vergangenes Jahr ihr neues Album „Köter“ veröffentlicht. Ein Jahr später kommt das Debüt jetzt als Re-Release wieder auf den Markt.
TOXOPLASMA gehörten Anfang der 80er sicher zu den wichtigsten Vertretern des Deutsch-Punk, der Einfluss ihrer ersten Platte ist kaum zu unterschätzen. Viele der darauf skandierten Parolen liest man noch heute auf vielen Punker-Jacken – „den letzten holt die Bundeswehr“ zum Beispiel. Die Jungs aus der rheinischen Provinz haben damals Wut, Aufbruchsstimmung und auch Idealismus des Punk ziemlich genau auf den Punkt gebracht. Allein das Coverfoto spricht Bände und umreißt perfekt, worum es damals ging: Bewegung gegen ein System, das mit harter Hand auf die chaotischen Abweichler reagiert.
Die Texte sind geprägt von dieser Zeit. Sie erzählen von Angst vor dem Atomkrieg, von Repression und davon, dass man allein mit einem Iro schon aneckt. TOXOPLASMA waren angekotzt von den Zwängen einer spießigen Gesellschaft, und sie haben dieses Gefühl mit einer solchen (dem damaligen Punk eigenen) Naivität zu Papier gebracht, dass man noch immer nachfühlen kann, worum es ihnen damals ging. Zwänge, Angst und Spießigkeit gibt es schließlich nach wie vor – und ebenso Vergleiche zwischen dem „Polizeistaat“ von heute und dem Dritten Reich. Das konnten sich auch TOXOPLASMA damals nicht verkneifen, ähnlich wie ihre Kollegen von SLIME loteten sie die Extreme in der Wortwahl aus. Anders als diese landeten TOXOPLASMA damit allerdings nicht auf dem Index, was sie damals vielleicht sogar schade fanden.
Musikalisch darf man natürlich keine Glanztaten erwarten. Das TOXOPLASMA-Debüt enthält schlecht, aber stolz gespielten Schrebbel-Punk, der nicht zum Genießen, sondern zum Aufrütteln gedacht war. Aber immerhin hat man bei ihnen doch mehr als bei anderen das Gefühl, dass sie damals zumindest erahnten, was sie tun. Zumal der Sound erstaunlich fett ist. Aber dem ursprünglichen Punk ging es eben ausdrücklich nicht um die Verpackung, sondern um den Inhalt. Und so sollte man dieses Re-Release auch nicht als musikalische Großtat, sondern als wichtiges musikhistorisches Dokument sehen. Dem Re-Relase hat man neben den 16 Stücken des Originals vier Bonus-Tracks gegönnt, die damals nur auf Samplern veröffentlicht wurden.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis