„SKACORE? Was zum Geier soll das? Ich mische doch auch nicht Apfelwein und Pils! Beides schmeckt zwar, sollte aber getrennt genossen werden!"
Annähernd dies war vor einiger Zeit meine Reaktion, nachdem mir ein Bekannter eine SKACORE-Kapelle namens THE PROSECUTION ans Herz gelegt hatte. Kam mir doch bei der Genrebezeichnung sofort eine Mischung aus THE BUSTERS und ESKIMO CALLBOY in den Sinn! Und somit versank der Bandname in den Untiefen meiner Hirnwindungen. Doch dort verharrte er nicht lange, denn seit Anfang das Jahres hörte ich immer wieder von Freunden, dass ich mir das nicht entgehen lassen sollte.
Aber da ich weit über die Stadtgrenzen hinaus als notorischer Musikdickschädel bekannt bin, winkte ich bis vor Kurzem immer ab. Nun halte ich aber doch die neue Scheibe „Words With Destiny" von THE PROSECUTION in den Händen – und der erste Eindruck des mit aussagekräftigen Cover-Artwork verzierten Digipacks ist nicht mal schlecht. Aber wie sagt man so schön, auf die inneren Werte kommt es an, und darum heißt es nun "Play" drücken und der Dinge harren, die dort kommen mögen.
Aber was ist das? Der Opener „A New Sensation" trifft, nach einer kleinen Einleitung, genau meine SKA-Punk-Kerbe, so dass bereits sämtliche Zweifel über Bord geworfen scheinen. Doch bei dem Einsatz des Gesangs sinkt meine Euphorie leider wieder ein wenig, hört sich Sänger Simon Bernhardt doch ziemlich fehlplatziert und überzogen an. So ist es fast eine Wohltat, als er in der Bridge von Chris#2 (Anti-Flag) abgelöst wird und es anschließend in den Ohrwurmrefrain geht.
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass der Schock nachgelassen hat, aber bereits in der zweiten Strophe vernehme ich den Gesang nicht mehr ganz so unangenehm und folge dem Lied die Faust ballend bis zum Ende. Erwähnte Faust zieht sich übrigens durch das gesamte Album wie ein roter Faden, denn der süddeutsche Achter macht seinem Bandnamen alle Ehre und liefert einen politischen Weckruf an die Gesellschaft ab.
Bei den folgenden Tracks steht vor allem der Song "The Last Shot" mit seinem eingängigen Chorus im Vordergrund, wobei man sich auch hier an den ein oder anderen Breakdown erst noch gewöhnen muss. In Richtung Albummitte findet die Faust etwas Entlastung und so darf bei "Broken Wings" etwas durchgeatmet und sich über den plötzlich einsetzenden Gesang einer gewissen Pia Zeitzler (?) gewundert werden.
Anschließend geht es mit "The Big Bad White" in den Reggae-Offbeat-Anklagewald, aus dem einen die Folgesongs aber auch wieder ganz schnell rausblasen, um das alte Thema fast bis zum Ende hin wieder aufzunehmen. Zu guter Letzt wartet der vielsagende Track "Two Hearts, One Chest", der mich aus bisher noch unerklärlichen Gründen an ZSK denken lässt.
Nun ist es geschafft und bereits jetzt habe ich keine Lust darauf, dass meine Freunde diese Rezension lesen, denn ich muss mal wieder eingestehen, dass ich falsch lag. Darum nun Augen zu und durch:
Mit "Words With Destiny" liefern THE PROSECUTION echt mal ordentlich ab und müssen sich mit ihrer noch relativ kurzen Bandgeschichte keineswegs hinter Szenegrößen verstecken. Dieses Songwriting würde mittlerweile auch der ein oder anderen "Größe" mal wieder gut tun!
Zudem schaffen sie den Spagat zwischen Anklage und Party nahezu in Reinform und somit auch den idealen Festivalsoundtrack. Doch bei allem Lob muss man auch sagen, dass sich einige an den genannten Kanten stören werden. Bei mir überwiegt allerdings die Verzückung und somit das ganze nochmal von vorn auf "Play" ...