Stil (Spielzeit): Elektro/New-Wave/Punk (53:29)
Label/Vertrieb (VÖ): PoiSonic/Danse Macabre/Alive (20.03.09)
Bewertung: 7,5 / 10 Punkten
Link: www.myspace.com/heavycurrent
Zugegeben, das Cover der aktuellen Platte "Push The Fire" der deutschen Elektro-Punks von HEAVY-CURRENT polarisiert. Sehr trashig und oldschool kommt das Artwork daher, die einen werden die Platte auf Grund dessen vielleicht verteufeln, die anderen werden sie beherzt in die Arme schließen. Doch eines ist sicher: Hinter "Push The Fire" verbirgt sich einiges mehr als nur ein geschmacklich fragwürdiges Artwork. Musikalisch irgendwie zwischen DEPECHE MODE und SHE WANTS REVENGE häuslich, zaubert uns das Trio um Mastermind Jan elf energiegeladene, rotzige und düstere Tracks aus dem Hut und man fühlt sich gleich mit Beginn des ersten Songs wieder in die düstere und abgedrehte Club-Szene der Achtziger zurück versetzt und irgendwie beginnt das Ganze auch echt Spaß zu machen.
Schon gleich der Opener überzeugt durch seine industrielle und düstere Atmosphäre, eine regelrechte Soundwand kommt hier dem Hörer entgegen, bevor sich sehr statische und vorallem tighte Drums, versetzt mit Retro-Synthesizern, dazugesellen und einfach zum Kopfnicken animieren. Trocken verzerrte Gitarren komplettieren das Industrial-Gesamtbild, Sänger Jan setzt ein und überzeugt auf ganzer Linie mit seiner tiefen, etwas rauchigen und vorallem beschwörenden Stimme. Und siehe da, im Refrain wird dann auch mal aus dem sehr statischen New-Wave-Gefüge ausgebrochen, phrasierte und harmonische Gitarren treffen auf geile Beats und Hooks - das Ganze fängt echt an zu grooven! Spätestens hier merkt man, dass HEAVY-CURRENT eine gewaltige Entwicklung durchgemacht haben, nicht mehr so düster wie alte Songs klingt "Push The Fire". Vielseitiger, rockiger und mit einem klaren Konzept vor Auge präsentieren sich die drei Jungs 2009 - und fahren damit auch echt gut. Als zweites folgt der Song "Ratrace", zu welchem auch bereits ein Video abgedreht wurde. Fairerweise muss man sagen, dass "Ratrace" keiner der besten Songs des Albums ist, jedoch ist er der poppigste, daher erschien die Frage nach einem Video auch mehr als legitim. Was "Push The Fire" den besonderen Charme verleiht, ist der große Wiedererkennungswert, der fast jedem Song des Silberlings innewohnt. Geile Hook-Lines, coole Arrangements
und abgefahrene Synthesizer bzw. Effekte bleiben im Kopf hängen und lassen einen so schnell nicht los. Filmfans wird ebenfalls Genüge getan, wer den Film "Oldboy" kennt, wird bei dem Song "Temper" auf seine Kosten kommen. Ein weiterer Punkt, der nicht unerwähnt bleiben sollte, ist, dass Sänger Jan die elf Tracks in Eigenregie produziert und gemischt hat. Bei einem solch ausgewogenen, astreinen und knallenden Sound ist das definitiv eine Leistung.
Ein weiteres Highlight von "Push The Fire" offenbart sich im Rausschmeißer "Rain Of Asia". Selten habe ich einen so facettenreichen und atmosphärischen Song, zumindest in jenem Musikgenre, gehört. Melancholische und fernsüchtige Effekte treffen auf mächtige Beats und ein ebenso mächtiges Klangbild, ein Feuerfest der Sinne möchte man meinen. So erstrahlt "Push The Fire" gegen Ende nochmal in einem ganz anderen Licht, entgegen der sonst recht düsteren und elektrischen Songs.
Insgesamt hat mich "Push The Fire" von HEAVY-CURRENT extrem überrascht. Überaus abwechslungsreiches und stylisches Songwriting wird hier auf elf Tracks geboten, welcher jeder für sich seinen eigenen Wiedererkennungswert hat. Ultratight eingespielt bilden die knallenden Drums und inspirierten Gitarren das perfekte Fundament für geile und oldschoolige Effekte sowie eine beachtliche gesangliche Leistung. Mein Tipp: Lasst euch nicht vom Cover abschrecken und greift beim nächsten Plattenbummel beherzt zu - wenn ihr auf die jugendliche und experimentelle Version von DEPECHE MODE steht, ist "Push The Fire" von HEAVY-CURRENT definitiv die richtige Wahl.