Den Namen GREAT LAKES USA hatte ich mit melodischem Midtempo-Punk verbunden und war dementsprechend überrascht, als mir der EP–Opener mit ganz klarer Hardcore-Kante entgegenschlägt. Was ist denn das? Und in dem Moment, in dem ich mich darauf einlasse und beginne, es abzufeiern, schlagen die Bostoner dann auch schon den Haken genau in die eigentlich erwartete Richtung. Sehr gut gemacht, Jungs!
Denn anscheinend sind GREAT LAKES USA vor allem in der Punkrock-Ecke anzusiedeln und erinnern an Bands wie RED CITY RADIO, IRON CHIC, RVIVR, NIGHTLIGHTS, BANQUETS etc. Nur da, wo diese Bands dann eben seichter bzw. melodischer und langsamer werden, gehen GREAT LAKES USA in die Hardcore-Richtung (soweit ich gelesen habe, ist hier auch ein Mitglied von NO TRIGGER dabei – was auch sehr gut passt). Und genau das macht hier auch so großen Spaß. Die Jungs haben so viel Energie und sie passen zwar grob in ein Raster, unterscheiden sich aber dennoch deutlich von den Bands, an die man zuerst denkt. So hat der Frontman zum Beispiel keine typische Reibeisenstimme, dadurch aber nicht weniger Energie.
Einziger Nachteil an dieser Platte, die auf Vinyl bestimmt unheimlich schick aussehen wird, ist die Anzahl der Songs. Leider gibt es den melodischen und hochenergischen Punkrock hier nur sechs Mal – denn mich haben sie mit „Stumbling Distance“ auf jeden Fall angefixt. Wer z.B. bei RED CITY RADIO sauer ist, dass sie sich immer mehr ins Midtempo verziehen, der kann GREAT LAKES USA direkt abfeiern. Hier wird der Fuß gerne auf das Gaspedal gesetzt, die meisten Songs gehen nicht über 2:30 und kleine Hits können sie auch schreiben – so voller Melodien ist diese Platte.
Es ist nicht unbedingt ein spezieller Song dabei, der mich total anmacht, aber die gesamte EP löst absolute Feierlaune aus. Jedem melodischen Punker mit Energiebedarf ans Herz gelegt! Überraschend und gut!