Erwachsenwerden ist so eine Sache. Die wenigstens von uns kommen darum herum. Auch viele Bands. Und genau das kann bei Bands auch wirklich nervig sein. Bei den WONDER YEARS aus Pennsylvania wirkt das im ersten Augenblick so. Und dann hört man sich „No Closer To Heaven“ noch ein paar Mal an und fängt an, den eigenen Standpunkt noch mal zu überdenken.
Klar, das Junge und Wilde der Jugend – das, was ich mir eigentlich von diesem Sextett erwartet hatte – wirkt erst einmal unschlagbar. Alles, was gesetzter, langsamer und überlegter ist, möchte man direkt mit Homers „laaaangweilig“ belegen, aber damit würden einem eben einige Details durch die Lappen gehen, die man mit jugendlichen Ohren kaum wahrnehmen kann. Und so ist das neue Album der Amis sehr anders, als z.B. noch „Suburbia I've Given You All And Now I'm Nothing“ von 2011.
Natürlich ist das hier noch Poppunk. Aber er ist eben erwachsen geworden. Und da, wo vorher die Melancholie angedeutet wurde, wird sie jetzt zelebriert. Vor allem die Texte sind wesentlich düsterer, als man es erwartet hatte. Der gute Mann musste sich eben mit wichtigen Themen auseinandersetzten – und das geht nicht im Hauruck-Verfahren.
Und dann kommen Songaufbauten wie bei „A Song For Patsy Cline“ dabei rum. Der Song hätte an so vielen Stellen einfach mal Kette geben und schnell oder heftiger werden können, spart sich das aber bis zum Schluss auf und spielt mit den Erwartungen des Hörers. Man merkt jedem Riff, jedem Beat und jeder Sonwriting-Entscheidung an, wie gut durchdacht sie ist – und wie wenig man hier mit dem Kopf durch die Wand will, denn das könnte ja jeder. Aber den richtigen Moment abzuwarten und dann die richtigen Mittel zu wählen, muss man erstmal können.
Dieses Können zeigen THE WONDER YEARS fast durchgehend auf diesem Album. Das sollte man vielleicht bedenken, nachdem man es zum ersten Mal angehört hat und total perplex ist, weil es so viel ruhiger und langsamer ist, als erwartet. Dafür ist es aber auch größer, überlegter und zwingender. Denn auch ein ganz zurückhaltender Song wie „Stained Glass Ceilings“ kann sich auf einmal in ein Monster verwandeln – ohne dass man damit gerechnet hat.
Mit „No Closer To Heaven“ bewegen sich THE WONDER YEARS weg von Bands wie FOUR YEAR STRONG, BLINK 182 und SET YOUR GOALS und gehen beinahe schon in eine SAMIAM-Richtung – was ihnen verflucht gut steht. Aber man muss sich auch die Zeit nehmen, das Album wachsen zu lassen. Die Ungeduld der Jugend ist hier eher hinderlich.